EADS-Chef Louis Gallois warnt vor zunehmender Konkurrenz aus China und Russland. Er will das Engagement in Hamburg ausbauen.

Hamburg. Im Lauf seiner Karriere hat sich Louis Gallois überwiegend mit dem Element Luft beschäftigt, doch an Hamburg gefällt dem Chef des Airbus-Mutterkonzerns EADS nicht zuletzt die Mischung aus Land und Wasser. "Aber auch als Unternehmen fühlen wir uns hier sehr wohl", sagte Gallois als Gast der American Chamber of Commerce Germany in Hamburg.

Auf die Frage von Bürgermeister Ole von Beust, wie der Senat die Unterstützung noch verbessern könne, habe er geantwortet: "Machen Sie so weiter!", berichtete Gallois. Airbus wolle das Engagement in der Stadt künftig noch ausbauen, sagte er. Dies werde geschehen, indem das Werk auf Finkenwerder die Rolle des alleinigen Produktionsstandorts für den Nachfolger der A320-Flugzeugfamilie übernehme, der voraussichtlich Anfang des nächsten Jahrzehnts auf den Markt kommen soll.

Dossier: Der Flugzeugbauer Airbus

Vor dem Hintergrund der Streiks bei Airbus in Frankreich sagte Gallois, die Rivalität zwischen Deutschen und Franzosen im Unternehmen gehöre mittlerweile der Vergangenheit an. Allerdings gebe es in beiden Ländern "noch immer Gewerkschaften, die sich um die Größe der Kuchenstücke streiten". Mit den Streiks wollen fünf französische Gewerkschaften durchsetzen, dass in Frankreich in diesem Jahr mindestens so viele neue Stellen geschaffen werden wie in den deutschen Werken - angeblich 700 bis 800. Die EADS will sich zu diesen Zahlen nicht äußern. Dort heißt es nur allgemein: "Die Luft- und Raumfahrtindustrie stellt ein."

Streit gibt es derzeit auch mit dem US-Konkurrenten Boeing: Bei der Welthandelsorganisation (WTO) haben Europa und die USA gegenseitig Klage gegen angeblich unerlaubte Subventionen für die jeweiligen Flugzeugbauer eingereicht. "Ich bin aber sicher, dass wir einen Kompromiss finden werden", sagte Gallois. Der "Krieg" vor der WTO sei nicht nur unnötig, sondern für beide Konzerne schädlich.

Schließlich würden Flugzeugbauer etwa aus China und Russland immer stärker - und diese Länder scheuten sich nicht, ihre Industrien zu subventionieren. "Das ist eine Herausforderung für uns", so Gallois. Ihr könnten Airbus und Boeing besser begegnen, wenn sie eine gemeinsame Position fänden. Zwar müsse es Konkurrenz zwischen den beiden Marktführern geben, sagte der EADS-Chef. Zum Beispiel bei der Flugsicherheit, beim Umweltschutz oder bei der Luftraumkontrolle könne eine transatlantische Kooperation aber sinnvoll sein.

Dabei stünden die Fluggesellschaften vor einer ähnlichen Herausforderung wie die Jet-Hersteller. Nach aktuellem Stand dürfen sich Airlines aus Europa nur mit maximal 25 Prozent an US-Wettbewerbern beteiligen. "Ich bin aber überzeugt, dass wir starke Fluggesellschaften mit einem Standbein in Europa und einem in den USA brauchen", sagte Gallois. Denn Konkurrenten wie Emirates, Singapore, Cathay (Hongkong) oder Korean gewännen beständig an Boden - "und sie könnten sonst eines Tages auch das Geschäft in Europa und den USA machen".

Besorgt äußerte sich der EADS-Vorstandsvorsitzende über protektionistische Tendenzen in Amerika angesichts der Ausschreibung des Mega-Auftrags für neue Tankflugzeuge für die US-Luftwaffe. Gallois dankte aber ausdrücklich der US-Regierung für ihre Bereitschaft, EADS nun als potenziellen Hauptauftragnehmer - ohne vorgeschalteten US-Partner - im Bieterverfahren zu akzeptieren. Der EADS-Chef beklagte jedoch, die Ausschreibung sei noch immer eher auf das kleinere und weniger leistungsfähige Flugzeug von Boeing zugeschnitten.