Igitt. Ich habe verloren. Ich sitze mit Mann und Kindern am Esstisch und denke: igitt. Wie ein Kind lernt, selbst zu essen - darüber gibt es mehr Meinungen als Eltern. Viel weniger Beachtung fand bisher jedoch der Wettbewerb zwischen Mutter und Vater. Denn wenn nach einigen Jahren die lange und schmutzige Phase des Essenlernens vorüber ist, geht es ans Eingemachte. Wer kann dem Kind seine Vorlieben mitgeben? Wird es Wurst-Fan oder Vegetarier? Mag es Franz- oder Fischbrötchen? Holsten oder Astra?

Die Antwort auf diese Fragen ist ähnlich wichtig wie auf das ewige: Wem sieht das Kind denn nun ähnlich? Nur: Ähnlichkeiten wachsen sich aus. Die Vorliebe für Frittiertes bleibt. Nicht selten rücken neben Vater und Mutter noch weitere Kombattanten ins Feld. Die Meinung der Großeltern zur Ähnlichkeitsfrage wird von den Eltern häufig nicht ernst genug genommen - zu viel Voreingenommenheit. In Essensfragen aber halten sich die Alten für unfehlbar und grätschen mit Blutwurst in die elterliche Ernährungslehre. Ihr Argument: Wir überleben schon länger mit unseren Leibgerichten. Kommt ihr erst mal in unser Alter!

Kommt ein Kindergarten ins Spiel, wird die Kampfzone ausgeweitet. Ebenso wie das Vokabular. Ab sofort sagt das Kind nicht nur: "Das ist mir zu scharf", sondern kräht auch noch "bäh-bäh!" Die Eltern zählen derweil im Verborgenen ihre Punkte: Das Kind mag Sushi, eins zu null. Es liebt Labskaus, eins zu eins. Der Konkurrenzkampf läuft offen oder heimlich ab. Essstäbchen oder Schaschlikspieße kommen aber, außer in ihrem eigentlichen Feld, selten zum Einsatz.

In meinem Fall ging es nicht um die Wurst, sondern um Miesmuscheln. Ich kann sie nicht ausstehen, weil sie meiner Meinung nach stinken. Ich sitze am Tisch mit Mann und Kindern, und Vater und Tochter essen Muscheln. Igitt. Touché. Oder in anderen Worten: bäh-bäh!