Sollte morgen der NDR-Verwaltungsrat erwartungsgemäß der Berufung des Film- und Fernsehproduzenten Christian Granderath zum neuen Fernsehspielchef des Senders zustimmen, wäre Programmdirektor Frank Beckmann ein Coup gelungen. Nicht nur, dass Granderath einen hervorragenden Ruf in der Branche genießt. Ihn hatte auch niemand auf der Rechnung. Zudem ist er für den NDR ein unbeschriebenes Blatt, folglich der Vetternwirtschaft gänzlich unverdächtig. Und Ambitionen als Drehbuchautor hat Granderath, soweit bekannt, auch nicht. Das ist nicht unwichtig: Seine Vorgängerin Doris Heinze stolperte über Bücher von Phantomautoren, die in Wirklichkeit sie und ihr Mann geschrieben hatten.

Einen kleinen Schönheitsfehler hat das Krisenmanagement Beckmanns aber auch. Von der Aufdeckung des Heinze-Skandals bis zur voraussichtlichen Berufung Granderaths vergingen acht lange Monate, in denen NDR-Unterhaltungschef Thomas Schreiber kommissarischer Leiter der Abteilung Fernsehfilm war. Dass er sich in dieser Zeit adäquat um das einstige Heinze-Ressort kümmern konnte, ist sehr unwahrscheinlich. Wenn Granderath seinen Dienst beim NDR antritt, dürften sich auf seinem Schreibtisch die Drehbücher stapeln. Der Neue wird eine Abteilung übernehmen, in der auch wegen der langen Nachfolgersuche wohl so manches im Argen liegt.