Ist je etwas Praktischeres erfunden worden als das Buch? Zwei Deckel, Texte drin. Man kann es überallhin transportieren, überall benutzen. Perfekt. Aber auch die Buchbranche will in Bewegung bleiben und Neues ausprobieren, um Literatur unter die Leute zu bringen. Hörbücher verkaufen sich seit Langem gut. Neuerdings hat man literarisch auch das Internet mit Blogs und E-Books zur Verfügung. Wer Literatur live erleben will, kann zu Lesungen oder Poetry-slams gehen. In manchen Städten werden ehemalige Telefonzellen zu öffentlichen Büchereien. Jetzt soll man sich in Hamburg sogar Texte aus Automaten ziehen können.

Braucht man so etwas? Sicher nicht, gute Texte gibt es genug. Schon für einen Cent - plus drei Euro Versandkosten - kann man sich Tolstois "Anna Karenina" gebraucht bestellen oder "Tolstois ausgewählte Werke, 3 Bde", also 1000 Seiten, für zehn Euro im Internet-Antiquariat zvab.

Die Frage, ob das Geschriebene in Stein gehauen, auf Papier gedruckt, über Blogs oder E-Books Leser findet, ist für Literatur nachrangig. Wenn ein Text Mist ist, hilft ihm kein schöner Buchdeckel. Oder Automat. Aber nicht immer und überall will man große Literatur lesen. Am Buchautomaten soll man für vier Euro Spezielles ziehen. Einen Stadtführer mit Tipps etwa, ein Kochbuch für Kinder, ein Bilderbuch, Gedichte. Bücher für den kleinen Hunger. Wie Weingummi. Das schmeckt ja auch aus dem Automaten.