Das erste Ultraschallbild zeigt, dass da tatsächlich etwas im Bauch ist. Ich bekomme ein Kind - und jetzt gebt mir sofort Gummibärchen.

Hamburg. Im Film halten Frauen, die erfahren haben, dass sie schwanger sind, ihren Männern gern ein paar Babyschuhe vor die Nase und lächeln verklärt. Dann fallen sich beide in die Arme und haben Tränen in den Augen. Im richtigen Leben erfahren die beteiligten Männer häufig anders von der Schwangerschaft ihrer Freundin oder Frau. Da landet ein positiver Schwangerschaftstest kommentarlos auf dem Küchentisch (eine Freundin), wird das erste Ultraschallbild unter einem Stapel Fotos versteckt (andere Freundin), oder es wird bei beiden Schwangerschaften erst mal eine Freundin angerufen, um es dem zukünftigen Vater später ein wenig beiläufig, dafür aber mit breitem Grinsen, beim Mittagessen in der Kantine zu erzählen.

Schwanger, was nun? Die Freude ist groß. Die Freude auf einen neuen Lebensabschnitt. Ausschlafen, mit Freunden in Restaurants essen gehen, bis morgens feiern und viel verreisen, das war alles toll. Aber ein eigenes Kind, eine eigene Familie ist es doch, worauf es eigentlich ankommt. Das innere Dauergrinsen wird die ganze Schwangerschaft über noch anhalten.

Auf jeden Fall wird alles anders. Wem erzähle ich es sofort, wem erst später? Ab sofort darf man nicht mehr alles essen. Auf rohes Fleisch sollte man verzichten, in Ratgeberbüchern wird vor Rohmilchkäse gewarnt, der Gynäkologe sieht das nicht so dramatisch. Die Verunsicherung ist groß. Mit der Zeit müssen andere Klamotten her. Ich muss auf Alkohol verzichten und gebe in den ersten Schwangerschaftswochen vor, dass Wasser und Apfelschorle heute Abend wirklich am besten schmecken. "Warum trinkst du denn nichts?" "Weil ich mit dem Auto da bin", lautet eine Ausrede zum Beispiel oder: "Ich bin krank und nehme Antibiotika." Meistens gehen solche Ausreden tatsächlich durch. Nur Frauen, die schon Mütter sind, riechen die Lunte ziemlich schnell.

Das erste Ultraschallbild - wie aufregend - zeigt, dass da tatsächlich etwas im Bauch ist. Ein "Etwas" bleibt es zunächst auch. Jedenfalls erinnert das Wesen mit dem Riesenkopf und den Mini-Armen an einen Außerirdischen. Ein bisschen unheimlich ist das. Und wenn der Frauenarzt und die Hebamme von "Ihrem" und "deinem Baby" reden, klingt das noch sehr komisch, irreal.

Überhaupt die Termine beim Frauenarzt. Beim ersten Kind ist da auch immer die Angst, dass etwas nicht stimmen könnte. Termine mit Ultraschall, viele nennen es Babyfernsehen, sind deshalb die schönsten. Arme, Beine, Kopf, schlagendes Herz. Alles scheint okay. "Ich habe da so ein Ziehen. Ist das schlimm?" "Nein, das sind die Mutterbänder, die sich dehnen." "Ich bin krank. Darf ich Medikamente nehmen?" "Ja, aber möglichst nicht in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten." Paracetamol ist okay. "Darf ich weiterhin joggen?" "Wenn Sie sich dabei wohlfühlen." "Darf ich Sushi essen und Mozzarella und Serrano-Schinken und Salami und Tiramisu und Eier?" "Sie dürfen das alles essen. Wenn Sie aber keine Toxoplasmose-Antikörper haben, sollten sie auf rohes Fleisch verzichten." Frauenarzt und Hebamme beantworten geduldig jede Frage.

Jedes Wort beim Frauenarzttermin habe ich analysiert. "Das ist ja ein zierliches Baby", sagte er bei meiner ersten Tochter. Dazu die überflüssigen Kommentare von Außenstehenden: "Du hast aber einen kleinen Bauch." Und schon musste ich wieder meinen Frauenarzt nerven: "Meinen Sie, dass mein Baby kleinwüchsig ist?" Das habe ich tatsächlich gefragt! Ob Frauenärzte abends ihren Bekannten von diesen seltsamen Sorgen der Schwangeren berichten und sich vor Lachen nicht mehr einkriegen? Im Nachhinein, wenn das Kind gesund auf der Welt ist, wirken manche Sorgen ziemlich haarsträubend.

Beim ersten Kind. In der ersten Schwangerschaft habe ich auch einen Online-Newsletter bestellt, der wöchentlich schildert, was sich beim Kind gerade entwickelt. Selbst im Urlaub auf Teneriffa im fünften Monat ging es ins Internetcafé, um auf dem Laufenden zu bleiben. Beim zweiten Kind ist man abgeklärter. Die Männer auch.

"Du bist schwanger? Oh. Na ja, wenn das erste Jahr vorüber ist, können wir nachts auch wieder schlafen." Am Tag der Geburt meiner jüngeren Tochter ging es kurz vorher noch zur Stärkung zum Portugiesen. "Und wann ist es bei Ihnen so weit?", fragte die Cafébesitzerin. "Gleich." "Aber bitte nicht hier", meinte sie mit Panik in den Augen. Zweite Schwangerschaft, zweite Geburt - da geht es auch unaufgeregt.

Die meisten Frauen warten ja bis zum Ende des dritten Monats, bis sie mit der Schwangerschaft rausrücken. Mich hat mein Chef bei der ersten Schwangerschaft direkt gefragt. Ich glaube, ich bekam einen roten Kopf. Aber so habe ich mir wenigstens eine umständliche Einleitung fürs Gespräch erspart. Das war unvergesslich. Genau wie die ersten Kindsbewegungen (in einer Apotheke am Mühlenkamp, im Flugzeug von Brüssel nach Hamburg).

relatedlinksEin toller Nebeneffekt am Schwangersein: Es verbindet, und man kann Freunde fürs Leben finden. In Geburtsvorbereitungskursen zum Beispiel ("Ja, ja, Hechelkurse" werden jetzt die vermeintlichen Kenner sagen). In modernen Hebammenpraxen kann davon gar keine Rede sein. Meine Freundin Jette habe ich so kennengelernt. Gemeinsam haben wir die letzten Wochen vor der Geburt unserer ersten Kinder entspannt im Beach-Club verbracht und es uns gut gehen lassen. Völlig zu Recht! Als die Kinder erst mal aus dem Bauch waren, wurde es anstrengend genug.