Der Gynäkologe Dr. Hans-Albrecht von Waldenfels ist seit 20 Jahren in der Praxisklinik Winterhude tätig. Im Interview mit dem Abendblatt klärt der vierfache Vater die häufigsten Fragen seiner Patientinnen.

Hamburger Abendblatt:

Der Schwangerschaftstest ist positiv. Muss ich sofort zum Arzt?

Von Waldenfels:

Nein, am Anfang ist ohnehin nur eine Fruchthöhle zu sehen. Um mehr Informationen zu bekommen, empfehle ich, drei bis vier Wochen nach Ausbleiben der Regel in die Praxis zu kommen. Dann ist auch schon ein Herzschlag zu sehen.

Welche Untersuchungen sind nötig?

Laut Mutterschaftsvorsorge sind alle vier, zum Ende der Schwangerschaft alle zwei Wochen und ab Erreichen des errechneten Geburtstermins alle zwei bis drei Tage folgende Untersuchungen vorgesehen: Wir messen den Blutdruck, überprüfen den Urin und das Blut. Zu Beginn der Schwangerschaft wird auch die Schilddrüsenfunktion überprüft. Dazu gehören die üblichen Ultraschalluntersuchungen.

Welche Untersuchungen empfehlen Sie darüber hinaus?

Um die 13. Woche empfehlen wir das Ersttrimesterscreening, wenn aus bestimmten Gründen (Alter, Vorgeschichte, Sicherheitsbedürfnis) die Abklärung von Chromosomenfehlbildungen gewünscht wird. Genau wie die Blutuntersuchung, um Toxoplasmose und Cytomegalie (grippeähnliches Virus) festzustellen. Diese Untersuchungen sind oft keine Kassenleistungen. Wichtig ist der Blutzuckerbelastungstest um die 25. Woche, um einen möglichen Schwangerschaftsdiabetes festzustellen.

Worauf müssen Schwangere bei ihrer Ernährung achten?

Sie sollten nicht zu viel Zucker zu sich nehmen, der sich gerade auch in Getränken versteckt. Zuckerkonsum führt dazu, das Ungeborene regelrecht zu mästen. Ich empfehle außerdem die Einnahme von Folsäure und Jod. Ansonsten gilt: viel Obst, Gemüse und Fisch essen. Und wer keine Toxoplasmose-Antikörper hat, verzichtet am besten auf rohes Fleisch. Eine Listerieninfektion durch Rohmilch ist übrigens selten. Dennoch: Käse am besten ohne die Rinde essen.

Dürfen Schwangere Sport treiben?

Sport ist okay und gut für den Stoffwechsel. Auch ein Schwimmbad- oder Whirlpoolbesuch ist kein Problem. Jede Schwangere sollte schauen, was ihr guttut. Nur von Tauchgängen mit Pressluftflaschen rate ich ab.

Ist die Einnahme von Medikamenten grundsätzlich verboten?

In den ersten drei Schwangerschaftmonaten sollte man darauf möglichst verzichten. Eine Aspirin gelegentlich, Ibuprofen oder Paracetamol in Maßen, auch Nasenspray ist kein Problem. Bei Zweifeln aber den Gynäkologen fragen.

Kann Sex während der Schwangerschaft gefährlich für das Kind sein?

Nein, das ist überhaupt kein Problem. Nur wenn die Plazenta vor dem Muttermund liegt, könnte es problematisch sein. Aber das ist selten.