Sharon Cherop und Wilfred Kigen sind die Sieger des Marathons. Mit Martin Beckmann steigt Deutschlands Bester entnervt aus

Eigentlich verbietet es sich ja, von einer Überraschung zu sprechen, wenn beim Marathon die Siegerin aus Kenia kommt. Aber außer Renndirektor Wolfram Götz gab es niemanden, der Sharon Cherop eine solche Leistung zugetraut hätte. In 2:28:38 Stunden war die 26-Jährige deutlich schneller als in ihren drei Marathons zuvor - und damit auch als die favorisierte Konkurrenz beim 25. Hamburg-Marathon. Weil die Veranstalter einen Schrittmacher für das Frauenrennen nicht verpflichtet hatten, musste sie deshalb über weite Strecken ein einsames Rennen laufen.

Ihr Mann Kosgei Matthew Kibowen war zwar mit nach Hamburg gekommen, aber anderweitig beschäftigt: Er kämpfte im Männerrennen bis kurz vor Schluss selbst um den Sieg, sicherte aber mit Rang fünf noch 1000 Euro zusätzlich für die Familienkasse. Den Siegerscheck von 10 000 Euro nahm Wilfred Kigen mit nach Kenia. Das zumindest ist keine Überraschung, wenngleich es kurz vor dem Ziel noch so ausgesehen hatte, als sollte Kigen das Rennen zum vierten Mal als Zweiter beenden. Urige Arado Buta, ein aus Äthiopien stammender Norweger, hatte sich bei Kilometer 39 etwas absetzen können. Kigen klammerte sich an eine Branchenweisheit: "200 Meter können beim Marathon sehr lang sein." Und siehe da: Ins Ziel kam er nach 2:09:22 fünf Sekunden vor Buta (den die Veranstalter fälschlicherweise als Justus Kiprono aus Kenia auswiesen).

Es war die Art von Tempowechsel, die Martin Beckmann hinterher mit einem gequälten Lächeln "typisch kenianisch" nannte. Eliud Kiplagat hatte die ehrenvolle Aufgabe gehabt, Deutschlands schnellsten Marathonläufer zu einer persönlichen Bestzeit zu ziehen. Allerdings seien die Kilometerzeiten viel zu schwankend gewesen, was Beckmann auf den Spieltrieb seines Hasen zurückführte: "Er hat sich von der Stimmung an der Strecke mitreißen lassen." Nach 1:06:44 Stunden bei Halbzeit des Rennens war das Unternehmen gescheitert. "Ich konnte mir nicht vorstellen, noch eine vernünftige Zeit ins Ziel zu bringen", sagte der 32 Jahre alte Schwabe. Zudem habe er die angestrebte Teilnahme an der Europameisterschaft im Juli nicht aufs Spiel setzen wollen.

Die Sonderprämie von je 1000 Euro für die besten Deutschen sicherten sich so der Duisburger Magnus Kreth als Zehnter in 2:27:35 und Kirsten Heckmann aus Bielefeld in 2:51:42.