Peter Meyer lobt die chinesische Autoindustrie. Er will die sparsamen Pkw's künftig importieren und für rund 20.000 Euro verkaufen.

Hamburg. Die Chinesen haben das Schwarzpulver erfunden, den Kompass und natürlich die Räucherstäbchen. Bei Neuheiten in Sachen Automobil steht das Reich der Mitte allerdings bisher im Schatten der Deutschen: Die chinesische Limousine Brilliance explodierte beim Crashtest in ihre Einzelteile. Und der Hersteller Shuanghuan flog von der IAA in Frankfurt, weil er einen BMW und einen Smart so exakt kopiert hatte wie Kalligrafen die Werke alter Meister.

Doch der Hamburger Peter Meyer lobt die chinesische Autoindustrie in höchsten Tönen. Er hat für seinen Kurierdienst City Express mit 180 Kurieren gerade mehrere Fahrzeuge bei einem Hersteller aus der nordchinesischen Stadt Weihai gekauft. Zudem will sich der Unternehmer als Importeur der asiatischen Autos versuchen. Sein Verkaufsargument: Es sind Elektroautos, zu bezahlbaren Preisen. Das ist in Europa bisher praktisch einzigartig. Auch auf diesem Feld erweisen sich die Chinesen also einmal mehr als Pioniere. Meyer stellt sich beim Vertrieb an deutsche Kunden einen Preis um die 20.000 Euro vor, die Anschaffungskosten verrät er nicht.

Immerhin 300.000 Euro hat er bereits mit einem Partner aus Bergedorf, dem Quad-Händler Georg Eichner, in das Projekt investiert. Mehrmals reisten sie zu dem Hersteller, der auf Batterietechnik spezialisiert ist und das Fahrzeug selber - ohne Motor - von einem der rund 30 Autobauer der Volksrepublik erhält. Dort musste das Auto auch für deutsche Anforderungen aufgerüstet werden. Weiteres Geld floss in einen Schauraum, der neben der Zentrale der Kurierfirma in der Borgfelder Straße kurz vor der Einweihung steht. "Hier kommt noch ein Sonnensegel hin, dort muss noch etwas gestrichen werden, dann geht es los", sagt der 51-Jährige beim Besuch des Verkaufsraums. Morgen wird er die Elektroneuheiten aus China hier zum ersten Mal beim "Tag der Logistik" in Hamburg vorstellen. Dabei erwartet Meyer nicht nur positive Reaktionen aus dem Geburtsland des Autos. "Ich hätte auch lieber eine A-Klasse von Daimler mit Elektroantrieb, aber das gibt es ja noch nicht", sagt Meyer, der wegen seines Engagements für Fahrradkuriere bereits vor Jahren mit einem Umweltpreis ausgezeichnet wurde. Auch die Bundesregierung hat gestern konstatiert, dass deutsche Autobauer noch keine Elektrowagen für den Massenmarkt anbieten, und daher eine mögliche Förderung solcher Fahrzeuge ausgeschlossen (siehe unten).

Das Hauptproblem einer ernst zu nehmenden Konkurrenz für Benziner oder Dieselfahrzeuge liegt bei den strombetriebenen Wagen bisher bei der Batterie. Die europäischen Hersteller bevorzugen Lithium-Ionen-Batterien, die eine Reichweite von mehreren Hundert Kilometern garantieren. Diese Hightech-Speicher sind noch sehr teuer und treiben den Preis für ein Elektroauto auf 40.000 Euro und mehr in die Höhe. "Die Produktionskapazitäten für die Batterien müssen erst noch aufgebaut werden", begründet Carsten Graf vom Technikzentrum des ADAC das Batteriedilemma.

Die chinesischen Fahrzeuge von City Express sind dagegen mit günstigeren Blei-Gel-Batterien ausgestattet. Einer uralten, aber sicheren Technik, wie es der ADAC-Experte formuliert, und sie tun ihren Dienst: Der kleine Pkw, mit Klimaanlage, elektrischen Fensterhebern und CD-Radio ausgestattet, beschleunigt bei der Probefahrt an der Ampel recht ordentlich. Die für ein Elektroauto ungewöhnliche Schaltung spart sogar zusätzlich Energie. Und wenn man wollte, würde der Stadtflitzer mit einer Batterieladung noch gut 100 Kilometer schaffen und könnte dabei maximal rund 120 km/h erreichen. Danach kommt er über Nacht an die Steckdose.

"Wir fahren nur im Stadtgebiet, und dafür reicht die Reichweite", sagt Meyer, der mit den Autos, dem Kleinwagen und einem Transporter, auch laufende Ausgaben sparen kann. Für 100 Kilometer rechnet er mit Stromkosten von zwei Euro, allerdings will er künftig Strom aus regenerativen Quellen tanken und verhandelt dafür noch mit Energiekonzernen. "Das könnte etwas teurer werden", schätzt der Vater von zwei Kindern, "aber erst mit Naturstrom stimmt die Klimabilanz wirklich."