Was soll man sagen, wenn einem der eigene Sohn eröffnet, dass er Briefmarken sammeln will? Man ist, gelinde gesagt, verblüfft. Andere Zehnjährige sammeln Match-Attax-Karten, Paninibilder oder Songs auf ihrem iPod. Mein Sohn hat seit ein paar Tagen ein Briefmarken-Sammelalbum und rennt seither ständig zum Briefkasten, um die Marken von der Post abzulösen. Zu dumm nur, dass heute fast nur mehr Frankiermaschinen im Einsatz sind. Die Ausbeute war deshalb bislang gering.

Mein Sohn ist kein Langeweiler und auch kein Stubenhocker. Aber genauso diesen Ruf hatten sie doch früher, die Briefmarkensammler. Etwas verwundert hat mich, dass mein Mann das Sammelvorhaben so uneingeschränkt unterstützt. Bis er aus dem Fundus seiner Jugendtage (den er in einem Rollcontainer im Keller aufbewahrt), eine alte Briefmarkenpinzette hervorzauberte - seine eigene. Da wurde ich erst richtig stutzig. War mein Prinz womöglich früher mal ein Frosch? Alte Fotos belegen das Gegenteil. Aber hätte er mich je gefragt, ob er mir seine Briefmarkensammlung zeigen soll, ich glaube ich hätte Nein gesagt. Schon aus Prinzip.