Es ist schon außergewöhnlich, wenn ein Polizeipräsident öffentlich über seine Kindheit spricht. Wenn er derart persönlich, geradezu emotional wird, dann hat das natürlich mit Berechnung zu tun. Dann verfolgt er ein Ziel. So wie Werner Jantosch, als er bei der Vorstellung der Verkehrsstatistik darüber sprach, wie er als Achtjähriger "unvermittelt auf die Straße lief und von einem Auto erfasst" wurde. Und es wäre in diesem Fall ungerecht, von einer Binsenweisheit zu sprechen, wenn Jantosch daran erinnert, "dass wir alle einmal Kinder waren". Denn damit verknüpft er den aus voller Überzeugung vorgetragenen Appell, gerade auf die schwächsten Verkehrsteilnehmer mehr Rücksicht zu nehmen.

So werde vor Schulen unverändert gerast. "Auch Eltern, die ihre Kinder dort absetzen, halten sich traurigerweise nicht an die Regeln", kritisierte Jantosch. Nachdem es in den vergangenen Jahren einen steten Rückgang bei der Gruppe von den bis zu 14-Jährigen gab, verzeichnet die Statistik für das vergangene Jahr erstmals einen leichten Anstieg von 792 auf 799 Verunglückte. Deshalb kündigte Polizeipräsident Jantosch weitere Geschwindigkeitskontrollen vor Schulen an.

Immerhin starb im vergangenen Jahr kein Kind im Straßenverkehr. Erfreulich ist auch die restliche Entwicklung der Unfallzahlen. Insgesamt zählte die Polizei 63 563 Unfälle im Jahr 2009. Das ist ein Rückgang von 1,9 Prozent. Auch die Zahl der Verletzten sank um 7,5 Prozent auf 10 074. Das sind rund ein Drittel weniger Unfallopfer als noch vor 20 Jahren und damit die niedrigste Zahl seit 1953, dem Beginn der statistischen Erfassung von Unfällen in Hamburg. Dies habe auch mit der verbesserten Sicherheit der Autos zu tun, sagte Dietmar Kneupper, Leiter der Verkehrsdirektion. "Gerade die Abwrackprämie hat dafür gesorgt, dass viele alte Wagen durch neue ersetzt worden sind."

Die Zahl der Verkehrstoten sank von 40 auf 33. Etwa drei viertel davon waren Fußgänger, Rad- und Motorradfahrer. Bei Letzteren ging die Zahl der tödlich Verletzten von elf auf fünf zurück. Und obwohl immer mehr Menschen auf das Fahrrad umsteigen, sank die Zahl der Unfallopfer um 8,5 Prozent auf 2287.

Die Innenbehörde hat kürzlich mit einem Verkehrssicherheitsprogramm für Senioren begonnen. Denn die Zahl der Unfälle dieser Gruppe nimmt zu und ist überproportional zu ihrem Anteil an der Bevölkerung. Aber es sind nach wie vor die jüngeren Autofahrer, nämlich die 18 bis 24-Jährigen, die die heftigsten Unfälle verursachen. Obwohl ihr Anteil lediglich 8,3 Prozent beträgt, sind sie zu 16,8 Prozent an Personenschäden beteiligt. 2009 waren es 11 120 (plus 2,5 Prozent). Die Zahl der Verletzten sank dagegen um 11,1 Prozent auf 1446.