Neil kam mit einer schweren Herzfehlbildung zur Welt. Wäre er nicht in Hamburg operiert worden - er hätte nur wenige Wochen gelebt.

Hamburg. Vielleicht ist es mal wieder an der Zeit, von einem Wunder zu sprechen. Ein Wunder, das knapp 60 Zentimeter groß und etwa sechs Kilogramm schwer ist. Ein Wunder mit großen braunen Augen, dunkler Haut und einer fünf Zentimeter langen Narbe auf der Brust. Neil ist ein solches Wunder. Der fünf Monate alte Junge aus Mauritius lebt. Sein kleines Herz schlägt kräftig.

Er ist auf dem besten Wege, ein ganz normales Leben zu führen. Er wird laufen, spielen, essen, schlafen, lachen und wachsen. Das alles ist nicht selbstverständlich. Wäre Neil nicht hier in Hamburg operiert worden - er hätte nur wenige Wochen gelebt.

Neil kam mit einer schweren Herzfehlbildung zur Welt. Der kleine Junge hat nur eine statt der üblichen zwei Herzkammern, die großen Gefäße sind vertauscht, und in der Vorhofscheidewand ist ein Loch. Mithilfe des Deutschen Kinderzentrums und der Abendblatt-Initiative "Kinder helfen Kindern", die die Operation mit 40.000 Euro unterstützt hat, wurde Neil im Alter von drei Wochen von seiner Heimatinsel Mauritius nach Hamburg geholt.

Zwei Operationen hat der kleine Junge hinter sich. Die letzte liegt zwei Wochen zurück. "Neil geht es sehr gut", sagt Kinderherzspezialist Ali Dodge-Khatami. "Er trinkt wieder und braucht nur noch wenige Medikamente." Der Arzt ist optimistisch, dass Neil Anfang April zurück in seine Heimat fliegen kann. In drei Jahren soll er erneut im UKE operiert werden. Ein Routineeingriff.

"Wir sind sehr glücklich. Danke, dass mein Sohn leben darf", sagt Neils Mutter Amanda Tanapakion (30). Gemeinsam mit ihrem Mann Jay und ihrem drei Jahre alten Sohn Druv lebt sie seit Monaten im Ronald-McDonald-Haus, einem Zuhause auf Zeit für Eltern kranker Kinder. "Wir konnten jeden Tag bei Neil sein", so die Mutter. Auch diesen sonnigen Vormittag verbringt Amanda Tanapakion im Herzzentrum. Auf ihrem Schoß hält sie ihren Sohn. Sie gibt ihm Milch über eine Spritze. Durch die Fenster des Patientenzimmers lugt der Frühling. Neil trägt einen grünen Strampelanzug. Die Eltern haben ihn mitgebracht. Sie haben vielleicht gar nicht darüber nachgedacht. Aber: Grün ist die Farbe der Hoffnung.