Luis kochte schon an der Seite von Starkoch Johann Lafer. Für das Abendblatt sah sich der Neunjährige Hamburger auf der Gastro-Messe um.

Hamburg. "Das sieht ganz schön groß aus. Und ich soll überall probieren?" Luis Süptitz macht große Augen, als er die erste Halle betritt. Der neunjährige Hamburger ist das erste Mal auf dem Hamburger Messegelände, und er hat einen gewichtigen Auftrag: Nachdem er bei der Fernsehsendung "Die Kinder-Küchenschlacht" schon wie ein Großer neben Sternekoch Johann Lafer gekocht hatte, ist er jetzt auf der Gastro-Messe Internorga unterwegs. Um für das Abendblatt zu testen, was es an Neuheiten gibt.



Am Fuß der Treppe wartet bereits das erste Tablett mit Probiergläschen. "Hmm, Trinkjoghurt", freut sich Luis und greift sich eines mit Mangogeschmack. Vielleicht die falsche Reihenfolge: "Das ist mir zu sauer", verkündet der Schüler bei der nächsten Geschmacksrichtung, Himbeer. Der Joghurhersteller Emmi, der seine Produktpalette unlängst um Caffè Latte ergänzt hatte, bietet in identischen Plastiktrinkbechern jetzt auch drei Trinkjoghurts (Mango, Himbeer, Erdbeer) an. Luis' Urteil: "Mango ist am besten." Mutter Claudia Stricker beäugt den leichten Plastikbecher jedoch skeptisch: "Der ist für den Schulranzen eher nicht geeignet."

Die drei Hamburger Erfolgsrezepte

Bei der "84. Internationalen Fachmesse für Hotellerie, Gastronomie, Gemeinschaftsverpflegung, Bäckereien und Konditoreien" stellen auf 87 000 Quadratmetern Fläche mehr als 1000 Aussteller aus 28 Nationen aus. Nicht alles Produkte, die einen Neunjährigen interessieren - aber Luis steuert zielsicher auf die Dinge zu, die Mütter sonst eher umschiffen. "Chips!", sagt er mit einem Strahlen im Gesicht. Und so wird der Stand von Lorenz in Beschlag genommen. Die Neuheit sind die Vollkornchips - nicht unbedingt das, wonach ein Kind allein vom Wortlaut greifen würde. Luis scheint skeptisch, langt dann aber zu. "Die sind super!", entfährt es ihm. "Es sind die ersten Chips aus vollem Korn, und sie haben 50 Prozent weniger Fett als normale Kartoffelchips", sagt Marco Schönfelder von der Firma Lorenz. "Die schmecken voll nach Crème fraîche!", befindet Luis und scheint zufrieden.

Etwas Handfestes jetzt vielleicht? Keine Chance: Luis hat den Stand von Bruno Gelato entdeckt. Mehr als 50 verschiedene Eissorten in allen Farben und Geschmacksrichtungen ziehen ihn magisch an. Gleich das erste probierte Eis bekommt die volle Punktzahl: "Boah, ist das lecker!", sagt Luis über das Joghurt-Orangen-Eis. Das neue, grellblaue Kaugummi-Eis geht ihm zwar problemlos über die Lippen (einige Erwachsene tun sich ob der Farbe von gehexelten Schlümpfen schwerer), es wird aber nicht sein Favorit.

Erste Messe-Erschöpfung setzt ein. Luis sucht nach einem Platz, wo er sich kurz setzen kann. Wortfetzen ziehen ihn zum Stand von MKN, einem Hersteller für Profikochtechnik: "... mit der auch Johann Lafer kocht ..." Luis guckt in die zehn Zentimeter tiefe Pfanne, die sogenannte Griddle-Pfanne - eine eingebaute Bratfläche, die durch einen Ausguss auch zum Herstellen von Soßen verwendet werden kann.

Die Hallenluft macht durstig. Eine biologische Orangenlimonade des kleinen Betriebs Perger vom Ammersee schmeckt dem Neunjährigen. "Nur der Nachgeschmack ist etwas bitter", findet Luis. Vertriebsleiter Marcus Boxrucker erklärt, warum das so ist - und auch gleich, was sich in der Flasche mit "Leichenblutsaft" befindet, auf die Luis' Blick mit leichtem Schaudern gefallen ist: "Ist das nur für Erwachsene?" Boxrucker kann Entwarnung geben: "Das sind nur gemischte Säfte - das haben wir ganz neu als Saft zum "Tatort"-Menü entwickelt." Die Mischung schmeckt Mutter und Sohn gleichermaßen. Und cooler als eine Limo sehe die schwarz-rote Flasche allemal aus, findet Luis.

Damit ist der Test dann auch durch: Nach zwei Stunden möchte Luis "etwas Richtiges" essen. Am allerliebsten Spaghetti Carbonara - von Papa gekocht. Damit können alle Messeneuheiten der Welt nicht mithalten.