Erstmalig riet der Hamburger Storchenvater zum Zufüttern der bereits zurückgekehrten Zugvögel. Mit Fischen versuchen Anwohner zu helfen.

Hamburg. Am 2. März war er wieder da - ihr Storch. "Plötzlich hat es geklappert, und da stand er auf dem Nest", sagt Ingo Grundmann. Seit der 62-Jährige und seine Frau Renate (55) vor zehn Jahren an den Achterschlag nach Curslack gezogen waren, haben sie regelmäßig Besuch der großen Vögel. Doch in diesem Jahr ist alles etwas anders.

Als das Männchen vergangene Woche gelandet war, war der Boden relativ offen, sagt Grundmann: "Da ist der Storch noch durch die Wiesen gelatscht und hat auch offensichtlich Futter gefunden." Doch dann kam am Wochenende der neue Schnee, und nicht zu knapp. Und Ingo Grundmann und seine Frau begannen, sich Sorgen um Rolf zu machen - so war der Vogel mittlerweile von Storchenvater Jürgen Pelch (63) vom Naturschutzbund (Nabu) in Hamburg getauft worden. "Nach Rolf Bonkwald, unserem ersten Vorsitzenden", sagt Pelch mit einem Lächeln.

Die Grundmanns waren nicht die einzigen, die den ehrenamtlichen Storchenvater besorgt anriefen. Pelch: "Alle machten sich Gedanken, denn die Tiere konnten bei dem hohen Schnee keine Nahrung finden." Störche, so Pelch, würden "generell alles" fressen, auch Aas, aber bevorzugt Amphibien, Mäuse, Würmer und Schnecken. Und auch wenn Pelch als Naturschützer eigentlich gegen ein Zufüttern der Tiere ist und normalerweise der Natur ihren Lauf lassen möchte, entschied er sich doch erstmalig, den Familien, die einen Storch auf dem Hof oder am Haus haben, zu einer Zufütterung mit frischem Fisch zu raten, bis der Schnee abgetaut ist.

So kam Rolf in den Genuss einer Regenbogenforelle. Grundmann: "Das war das, was wir noch in der Kühlung hatten." Eifrig machte sich der Storch darüber her. Später gab es Seelachs, gestern schließlich frische Sardinen für den großen Vogel. Doch plötzlich ließ er sich damit nicht mehr locken. "Morgens hatte er noch davon gefressen, doch als er mittags von seinen Runden über die Felder zum Nest zurückkam, kam er nicht mehr zu uns runter - da hatte er wohl Futter gefunden", vermutet Grundmann.

Fünf Hamburger Störche haben mittlerweile ihren Weg aus dem Winterquartier zurückgefunden. "Ein Paar und drei Einzelvögel sind schon da", sagt Pelch. Im vergangenen Jahr hatten 15 Brutpaare 36 Junge großgezogen - ein sehr gutes Jahr für die bedrohten Großvögel. Auf dem Hof der Grundmanns schlüpften drei junge Störche. Pelch: "Wahrscheinlich die ersten Nachkommen von Rolf, den wir anhand seines Rings identifizieren konnten." Demnach ist das Männchen 2004 geschlüpft und wurde in Strohhausen (Weser-Ems-Gebiet) beringt. Da Störche erst mit vier Jahren geschlechtsreif werden, war die vergangene Brut wohl Rolfs erste.

Nach ihrer "Starthilfe" hoffen die Grundmanns auch in diesem Jahr auf zahlreiche Nachkommen ihrer Störche. Das Füttern haben sie eingestellt und sind ebenso wie Jürgen Pelch optimistisch, dass das Wetter besser wird, bis die Weibchen eintreffen. Pelch: "Die letzten Störche kommen ja erst im Mai."