Auch große internationale Unternehmen zeigten Interesse. Erneuerbare Energien und “Erlebbarkeit“ für Besucher wurden dabei berücksichtigt.

Hamburg. Wind- und Strömungskraftwerke, eine 20 Meter hohe Wasserwand als Lärmschutz oder auch eine Gondelbahn über Container-lagern: So könnten bald Teile des Hamburger Hafens aussehen. Mit einem sogenannten Markterkundungsverfahren hatte die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) dazu neue Konzepte für den "Hafen der Zukunft" (HPA-Chef Jens Meier) gesucht. Zwölf Unternehmen hatten Studien und Finanzierungsvorschläge eingereicht. Darunter auch die Idee mit einer Gondelbahn, die ähnlich wie in Barcelona von der Innenstadt bis in den Hafen führt und so das neue Terminal für Hafenbesucher erschließt.

In der alten Kaffee-Börse in der Speicherstadt wurden gestern die von einer extern besetzten Jury ausgewählten besten Konzepte mit zusammen 100 000 Euro Preisgeld prämiert. Der zu großen Teilen stadteigene Umschlagsbetrieb HHLA ist allerdings nicht unter den Preisträgern. Das HHLA-Konzept galt nach Abendblatt-Informationen bei der Jury als technisch interessant, aber mit Blick auf Umwelt und Besucher-Erlebbarkeit weniger innovativ als andere.

Plangebiet ist ein 125 Hektar großes Areal mitten im Freihafen, wo Hamburg mit dem Central Terminal Steinwerder (CTS) in den kommenden Jahren ein neues Terminal bauen will, das fast so groß sein wird wie die HafenCity gegenüber. "Dieses Erkundungsverfahren ist einmalig für Hamburg", sagte Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU).

Die prämierten Konzepte sollen jetzt in einen neuen Hafenentwicklungsplan einfließen, der dieses Jahr noch aufgestellt wird. Die Ideen werden gleichzeitig Teil der Ausschreibungsbedingungen für das Steinwerder-Terminal. Die Preisträger werden aber nicht automatisch den Zuschlag bekommen, so der Wirtschaftssenator: "Aber wir gehen da jetzt natürlich eine starke Wechselwirkung ein." Mit anderen Worten: Die Überlegungen zeigen die Richtung auf, die Hamburg künftig bei seinem Hafenausbau gehen will. Und dabei werden vor allem zwei neue Ansätze deutlich: Bisher hatte Hamburg Hafenbecken und Kais gebaut, Hamburger Hafenfirmen stellten dann dort ihre Umschlagsanlagen auf. Jetzt entwickelten erstmals auch internationale Unternehmen ein komplettes Terminal. Und: Erneuerbare Energien oder touristische Highlights werden berücksichtigt. Der erste Preis ging an das britisch-niederländische Unternehmen Royal Haskoning, das einer der weltweit größten Hafenplaner ist. Das prämierte Konzept sieht eine effiziente Nutzung als Containerterminal vor, auf dem jährlich 3,5 Millionen Standardcontainer (TEU) umgeschlagen werden. 25 Hektar des Areals können als "erlebbare" Wasser- und Parkfläche geschaffen werden. Als Lärmschutz dient dort eine 20 Meter hohe Wasserwand, Energie liefern Wind- und Strömungskraftwerke.

Der zweite Preis ging an ECT Delta Terminals, der Nordeuropa-Niederlassung der Hutchison Port Holding, die in vielen Häfen 13 Prozent des weltweiten Containerumschlags abwickelt. Bei diesem Konzept liegt der Schwerpunkt ebenfalls auf Binnenschifffahrt und Bahn als Alternativen zum Lkw-Verkehr. Den dritten Preis teilen sich zwei mittelständische Untenehmen: Die Hamburger Buss-Gruppe schlägt für das Areal ein Universalterminal vor, auf dem neben Containern auch Schwergut umgeschlagen werden kann. 925 Mio. Euro würde ein solches Terminal kosten und 1000 Arbeitsplätze bieten.

Das Beratungsunternehmen TransCare AG geht indes weiter von einem Wachstum des Containerumschlags aus. Die derzeitige Krise werde in späteren Jahren lediglich als "Wachstumsdelle" gesehen, heißt es in ihrem Konzept. Um zusätzliche Lkw-Fahrten zu vermeiden, schlägt TransCare eine Lkw-Annahmestelle außerhalb des Hafens und eine Verbindung durch ein Bahn-Shuttle vor. Die Gondelbahn und Glastunnel sollen den Hafen für Besucher erschließen.