Das Staatsoberhaupt sprach über das Miteinander der Generationen. 400 Gäste waren bei dem Konzert in der Nienstedtener Kirche.

Hamburg. Vor der alten Nienstedtener Kirche, wo sonntags die Gottesdienstbesucher in Gruppen zusammenstehen, bot sich gestern Abend ein ungewöhnliches Bild. Polizisten und Sicherheitskräfte waren zu sehen und wohlsituierte Hamburger, die in Scharen in die Kirche strömten. Anlass war eine Veranstaltung, zu der die Hamburger Philip-Breuel-Stiftung geladen hatte. Rund 400 Gäste waren gekommen, um Bundespräsident Horst Köhler zu hören, der als Gastredner gekommen war.

Seinen Vortrag hielt er über die "Freundschaft zwischen den Generationen" - in Anlehnung an das Alter der Stiftungsgründer Ernst und Birgit Breuel, die beide Anfang siebzig sind, und ihren Schützlingen, den Kindern aus den sozialen Brennpunkten der Stadt. Für diese hat die Philip-Breuel-Stiftung das Konzept des KinderKunstKlubs (KKK) entwickelt, in denen Vor- und Grundschüler in den Bereichen Theater, Kunst und Musik betreut werden - für mehr Selbstvertrauen, Motivation, soziale Kompetenz und im Endeffekt einen größeren schulischen Erfolg. Zwei dieser Kindergruppen waren in die Kirche gekommen, um Horst Köhler, seiner Frau Eva Luise, Gastgebern und Gästen ein Ständchen zu bringen. Das Publikum war begeistert und sang am Ende gemeinsam den Kanon "Froh zu sein bedarf es wenig".

Nachdem Köhler den Kindern ein dickes Lob für ihre Leistung ausgesprochen hatte, äußerte er seinen Respekt für das Lebenswerk von Birgit Breuel, die er noch aus alten Zeiten kennt: Breuel war damals Chefin der Treuhand-Anstalt, er Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. In seinem Vortrag sprach er sich für ein besseres Miteinander zwischen jungen und alten Menschen aus. "Die Generationen sind füreinander Schicksal", sagte er. "Wir übernehmen die Welt, wie sie uns von den Älteren hinterlassen wurde. Und wir sind darauf angewiesen, dass Jüngere das ihnen hinterlassene Erbe aufnehmen und unsere Intentionen fortsetzen."

Das Rüstzeug für diese Aufgabe möchten Ernst und Birgit Breuel insbesondere Kindern aus sozialen Brennpunkten mitgeben. "Dort haben Schulen eine entscheidende Bedeutung für den Lebensweg der Kinder", sagen die Breuels. "Unser Ziel sind die Fünf- bis Zehnjährigen, da Kinder in diesem Lebensabschnitt noch offen sind für alles, was ihre Integration in unsere Gesellschaft unterstützt." An mittlerweile neun Grundschulen gibt es heute 37 KKK, in denen jeweils zwölf bis15 Kinder von erfahrenen Pädagogen angeleitet werden. Die Schulen stellen die Räume und schaffen für die betroffenen Kinder Lücken in den Stundenplänen. Die Stiftung trägt die Gehälter der Klubleiter und die Materialkosten - rund 70 000 Euro im Jahr. Ein Drittel ihres Budgets wirft das Kapital der Stiftung als Zinsen ab, der Rest muss durch Spenden aufgebracht werden.

Um auf die Arbeit der Stiftung aufmerksam zu machen, laden die Breuels und ein großer Freundeskreis regelmäßig zu Veranstaltungen ein - zum Adventssingen oder zu Vorträgen prominenter Redner. Dafür nutzen sie ihre guten Kontakte - und konnten so schon Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)und die ehemalige Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) gewinnen. Für Horst Köhler wurde am Ende der Veranstaltung ein roter Teppich ausgerollt: auf dem Zebrastreifen, der von der Kirche über die Elbchaussee zum Empfang ins Hotel Jacob führt.