Ein Teil der Fachbereiche soll den geplanten Campus-Umzug in den Hafen nicht mitmachen.

Hamburg. Noch vor seinem heutigen Amtsantritt geht Dieter Lenzen, der neue Präsident der Universität Hamburg, auf Konfrontation mit der Wissenschaftsbehörde. Senatorin Herlind Gundelach (CDU) plant, den Campus an die Elbe zu verlegen.

Lenzen dagegen fordert "ein Signal" für den jetzigen Hochschulstandort im Bezirk Eimsbüttel. "Ich sehe bei geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern die Notwendigkeit eines urbanen Umfeldes wie hier auf dem Campus", sagt Lenzen im Abendblatt-Interview. Im Hauptgebäude an der Edmund-Siemers-Allee könne ein "baulicher und inhaltlicher Leuchtturm", etwa für die Fachbereiche Philologie oder Afrikanistik, entstehen. Hamburg habe sich zur Wissenschaft bekannt, nun "muss auch Geld fließen".

Damit stellt sich der Präsident offen gegen Pläne der Wissenschaftssenatorin. Nach Lenzens Ansicht müssen die Bedürfnisse der Wissenschaft im Mittelpunkt der Standortdebatte stehen. Die Gremien der Universität sollten dazu eine "gemeinsame Stimme" finden.

Autoritäre Entscheidungen lehne er ab, die Mitbestimmung müsse gestärkt werden: "Von oben bestimmen, das werde ich schon deshalb nicht tun, weil es nicht funktioniert", sagt Lenzen. Seine Vorgängerin, Monika Auweter-Kurtz, war auch an ihrem Führungsstil gescheitert. Sie hatte einem Umzug zugestimmt und damit heftige Proteste der Professoren ausgelöst.

Der ehemalige Präsident der FU Berlin kritisiert zudem die Hamburger Bürokratie: Fünf Mitarbeiter, die er aus Berlin nach Hamburg mitbringen wollte, seien wieder abgesprungen, weil das Personalamt der Universität zu unflexibel agiert habe.

Lenzen spricht sich dafür aus, die Regelzeit von Bachelor-Studiengängen zügig auf acht Semester zu verlängern. Erneut wendet er sich gegen Studiengebühren: "Erhebungen zeigen, dass schon geringe Gebühren abschreckend auf Studienanfänger wirken."