Cohen und Greenfield sind gefeierte Kultfiguren, ihr Lebenslauf entspricht dem amerikanischen Traum - vom Tellerwäscher zum Millionär.

Hamburg. Ben Cohen und Jerry Greenfield lassen sich nicht lange bitten, für die Fotografen ein Eis zu schlecken. Ihren Leibesumfängen zufolge naschen die beiden Firmengründer immer noch so gern wie früher, als sie in den Siebzigerjahren die Eismarke Ben & Jerry's kreierten. Und auch die Nachhaltigkeit der Geschäfte liegt ihnen noch genauso am Herzen: "Wir freuen uns unglaublich, dass bis 2013 alle Sorten von Ben & Jerry's auf Fairtrade umgestellt sein werden", verkündete Cohen in Hamburg.

Eine Auszeichnung mit dem Fairtrade-Siegel bedeutet für die Rohstofflieferanten aus der Dritten Welt Löhne, von denen sie leben können. Rund 110 Firmen bieten derzeit Produkte auf dem deutschen Markt an, die nach den Richtlinien der Fairtrade Labelling Organization gehandelt sind. Ein Trend: Die Umsätze sind in Deutschland von 50 Millionen Euro im Jahr 2004 auf 213 Millionen Euro im Jahr 2008 gestiegen. "Wir wollen zeigen, dass man auch Geld verdienen kann, ohne Menschen auszubeuten", erklärte Cohen und erntete ein zustimmendes Nicken bei seinem Freund und Geschäftspartner Jerry Greenfield. Dabei steuern die Firmengründer die Geschicke ihres weltbekannten Produkts schon längst nicht mehr selbst: Hippies in aller Welt trugen Trauer, als der britisch-niederländische Konsumgüterkonzern Unilever im Jahr 2000 die feindliche Übernahme für 326 Millionen US-Dollar verkündete. Die Firmengründer sind mittlerweile aus dem Vorstand ausgeschieden, haben alle Anteile verkauft und damit wohl ausgesorgt.

Ben Cohen und Jerry Greenfield brauchen ihr Eis nicht mehr - aber das Eis braucht sie. Sie sind gefeierte Kultfiguren, ihr Lebenslauf entspricht dem amerikanischen Traum, der Karriere vom Tellerwäscher zum Millionär. Sie stehen für Glaubwürdigkeit, für Geschäfte mit sozialem Gewissen, ihre Anhänger nennen sie die "Eis-Heiligen". So dreht sich das Marketing für Ben & Jerry's immer noch um die beiden 58-Jährigen. Die Geschichte der Firmengründung ist eben zu schön: Zwei pummelige Verlierertypen eröffnen 1978 in einer umgebauten Tankstelle in Vermont eine Eisdiele. 20 Jahre später haben sie Hunderte von Eisdielen in den USA, schreiben Umsätze von 237 Millionen Dollar. Einen Teil ihres Gewinns investieren die beiden Gutmenschen in ihre gemeinnützige Stiftung, versichern ihre Angestellten kostenlos, verteilen einmal im Jahr gratis Eis.

Unilever hat das Imagepotenzial seiner Premiummarke erkannt. "Wir glauben, dass mehr soziale Verantwortung auch mehr Umsätze bringt", sagte Unilever-Manager Helge Zimmer. Und versprach: "Trotz höherer Produktionskosten bleibt der Preis für das Eis gleich." Einen gewissen Einfluss haben sich die Kultfiguren Ben Cohen und Jerry Greenfield offenbar erhalten - auch ohne Managerposten.