Von vielen persönlichen und emotionalen Erinnerungen an die Hansestadt sprach Hans-Dietrich Genscher: "Mit Ihrer Stadt, Herr Bürgermeister, sind wichtige Ereignisse meines Lebens verbunden. Nach meiner Flucht aus der DDR über Westberlin betrat ich hier in Hamburg zum ersten Mal im September 1952 den Boden der Bundesrepublik Deutschland. Am 26. Februar 1954 erfuhr ich hier in Hamburg als Gerichtsreferendar aus Bremen - dafür bitte ich um Nachsicht - die Gnade des Bestehens der Großen juristischen Staatsprüfung. Am 27. April 1989 hat hier in Hamburg meine Tochter geheiratet. Um ein Haar hätte mich eine, für die deutsche Vereinigung hochbedeutsame, Bundestagsdebatte daran gehindert, rechtzeitig in Hamburg zu sein, aber gottlob nur beinah. Alles in allem, ich habe Anlass genug, Hamburg freundlich gesonnen zu sein. Ihre Einladung, Herr Bürgermeister, hat das nur noch verstärkt."

Danach erinnerte der ehemalige Außenminister an die Zeitenwende vor 20 Jahren, die untrennbar mit seinem Namen verbunden ist: "Der Besuch von Bundeskanzler Helmut Kohl, den ich damals begleitete in Moskau am 10. und 11. Februar 1990, gehört zu den erinnerungswürdigen Tagen jenes Jahres. Bei diesem Besuch erklärte Michail Gorbatschow zum ersten Mal, dass es Sache der Deutschen sei, darüber zu entscheiden, ob sie sich vereinigen wollen."

Nach einer kurzen Erinnerung an die Verhandlungen zur Wiedervereinigung wandte sich Genscher an die anderen beiden Ehrengäste, László Sólyom, den ungarischen Staatspräsidenten, und Marianne Birthler, Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes: "Ihre Anwesenheit, Herr Präsident, gibt mir die Möglichkeit, in Ihrer Person dem tapferen ungarischen Volk dafür zu danken, dass es als Erstes den Mut hatte, den Eisernen Vorhang niederzureißen. Wir Deutschen werden das niemals vergessen. Sie, sehr verehrte Frau Birthler, sind eine Repräsentantin der Bürgerrechtsbewegung in der DDR. Sie haben mit der friedlichen Freiheitsrevolution 1989 und auf dem Wege dorthin die Einheit der Deutschen in Frieden und Freiheit erst möglich gemacht."

Europa habe unter Beweis gestellt, dass man aus der Geschichte lernen könne. "Man kommt miteinander weiter als gegeneinander", sagte der Ex-Außenminister.