Auf meinem Küchenregal steht die Königin der Salzkunst. Feinstes Fleur de Sel, 12,90 Euro für 125 Gramm im hellblauen Keramiktopf. Bislang habe ich damit gekocht, doch das hat sicher bald ein Ende. Schuld ist die Stadt Hamburg. Weil die es nicht für nötig hält, spiegelglatte Nebenstraßen vom Eise zu befreien, schütte ich Abend für Abend Salz rund um mein Auto, damit ich ohne Massenkarambolage zur Arbeit fahren kann. Problem bei der Sache: Normales Streugut gibt es bekanntlich nicht mehr. Der Baumarkt um die Ecke verkauft verzweifelten Hamburgern schon Holzspäneabfälle aus der Sägeabteilung für 50 Cent pro Eimer als Splitt-Ersatz. Auch billiges Speisesalz ist im Supermarkt längst aus. Deshalb verteile ich nun Reichenhaller Markensalz mit Jod, Fluorid und Folsäure auf Hamburgs Straßen. Wenn auch dieses aus den Regalen der Kaufhallen in der real existierenden Hansestadt verschwindet, greife ich selbstverständlich gern zum Fleur de Sel. Und schüttele höchstens ab und zu den Kopf über die Stadt, auf die ich mal so stolz war.