Wer noch Tipps für seinen nächsten Urlaub sucht, findet auf der Hamburg Messe das richtige Kontrastprogramm zum Winter.

Hamburg. Nase voll von Eisbeinen, Rutschpartien, Spikes und Katzenstreu auf gefrosteten Bürgersteigen? Dafür lieber Sonne, Wärme, Strand und exotische Cocktails am Pool? Ein formidabler Tausch, vor allem, wenn der Spaß mit nur 8,50 Euro zu Buche schlägt. Wo? Auf der Messe "Reisen Hamburg", mit 1000 Ausstellern aus 80 Ländern, die noch bis Sonntag ein Kontrastprogramm zum Winter bescheren. Vorausgesetzt, man kommt mit der Anfahrt klar ...

Also auf ins Paradies. Zum Beispiel in die Beach Cottages an der Choc Bay auf Saint Lucia: kleine weiße Villen mit azurblauen Giebeln im Stil kolonialer Plantagenhäuser, nur einen Mangokernwurf weit entfernt vom karibischen Strand. Kostenpunkt? "1810 Euro für zwei Wochen - Flug inklusive", verrät Verena Stein am Karibik-Stand in Halle 7B. Also etwas mehr als die Reparaturkosten für einen verbeulten Kotflügel nach einer Karambolage auf nicht gestreuter Nebenstraße. "Die Besucher lechzen nach Sonne", berichtet die Karibik-Expertin von ihren Erfahrungen zum Messestart gestern. Exotische Ziele stünden besonders hoch im Kurs. Auch für spontane Wetterflüchtlinge. Noch seien ausreichend Plätze frei. Von Frankfurt sind's neuneinhalb Flugstunden nach Saint Lucia. "Sofort nach Messeschluss düse ich privat los", frohlockt die 23 Jahre alte BWL-Studentin aus Bayreuth, "vier Wochen lang."

Da kann man schon neidisch werden. Und solche Gefühle zu bekämpfen, ist gleichsam zwecklos, denn schon an den benachbarten Ständen wecken Poster mit Sonne und Meer die Sehnsucht nach besseren Tagen von Neuem: Sommer her, sofort!

Da ist es praktisch, dass Kubas Tourismusprofis exotische Drinks anbieten, bei deren Genuss man den Traum von der Ferne kurzzeitig zumindest auf der Zunge hat. Ein Reisebüro aus Bochum bietet Besuche in der Crown-Lodge auf der Galopprennbahn von Mauritius. Alternativ können Ausflüge mit dem Speedboot in die Delfingründe oder Trips zu den Tempeln der Hindus gebucht werden. Wer selbst passiven Sport als lästig empfindet, dürfte sich für einen Wellness-Urlaub an der südwestlichen Malabarküste im indischen Bundesstaat Kerala entscheiden. "Unsere Beach Symphony bringt Körper und Geist in Einklang", flötet die Lady hinter der Theke. Alternativ empfiehlt sie das Resort Losari Spa auf einer Kaffeeplantage in Java. Das Geheimnis liegt in der traditionellen Kräutermedizin Jamu. Das Wochenpaket, Flüge exklusive, ist für unter 1000 Euro zu haben - Bürstenmassage und Blütenbad inbegriffen.

Wer jetzt vor lauter Schwärmerei ins Taumeln geraten sollte, kann Halt an einer Palme finden. Der haushohe Baum ist Bestandteil eines Urwalds, den die Hamburger Firma Globetrotter in Szene setzte. Fast perfekt ist die Illusion. Wäre nicht durch die Panoramascheiben einsetzender Schneefall zu erkennen. Wer Mumm hat, kann in luftiger Höhe durch die Lianenwelt kraxeln. Angeleint und mit Schutzhelm ausgestattet, versteht sich.

"Nicht schlecht gemacht!", stellen zwei junge Damen fest. Beide arbeiten am Usedom-Gemeinschaftsstand in Halle B4 und nutzen ihre Mittagspause zu einer Exkursion in fremde Gefilde. "Bei fast allen Besuchern ist der Lockruf der Sonne zu spüren", berichtet Steffi Holzhüter. Und Kollegin Franziska Schneider, hauptberuflich Rezeptionistin des Strandhotels Seerose in Kölpinsee, weiß: "Die Menschen sind vom Frost bedient, sie wollen Meer."

Das war's dann aber auch mit Palmen und Urwald-Fantasie. So richtiges Wasser, inszenierte Strände, Bikinimädels oder Bermudaboys sind nicht zu entdecken. Mal abgesehen von den Dänen, die abseits ihrer Prospektberge eine Nixe aus Sand formten. Besser als nichts. Wer lieber was auf die Ohren will, lauscht auf bayerischem Terrain handfester Blasmusik. Sogar ein Schuhplattler legt los. Ein paar Meter weiter, bei den Tirolern, wird Hausgemachtes noch deftigerer Art serviert. Es müssen eben nicht immer Sonne, Sand und Hitze sein. Noch nicht genug vom Winter? Das Unternehmen Polar-Kreuzfahrten lädt zu Eismeerfahrten in die Antarktis an Bord des Expeditionsschiffs "Svetaeva". Wer bis Ende Februar bucht, erhält zehn Prozent Rabatt und Nässeschutzkleidung gratis. Zu kalt? Bis Ostern noch, so erklärt Fabian Plank am Österreich-Stand, läuft die Skisaison am Bergmassiv Wilder Kaiser. Zum Abschied hat sein Mitstreiter noch einen Witz parat: "Treffen sich zwei Schneeflocken. Ich fliege nach Wien, um Winter machen, sagt die eine. Entgegnet die andere: Und ich schwebe nach Hamburg, Chaos machen."