Das Abendblatt hat die harten Kerle (und eine harte Frau) besucht. Und sie haben uns ihre Geheimrezepte gegen die Kälte verraten.

Hamburg. Hamburg bibbert. Wer kann, verbringt den Tag eingekuschelt im Bett oder wenigstens im warmen Büro. Doch einige Hamburger müssen draußen bleiben - weil sie dort arbeiten, als Bauarbeiter oder Postbotin etwa. Wir haben die harten Kerle (und eine harte Frau) besucht. Und sie haben uns ihre Geheimrezepte verraten: Das hilft gegen die Kälte.

Seit zehn Jahren ist Helga Weill (44) als Postbotin bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad unterwegs. Etwa vier Stunden am Tag radelt sie durch Altona. "Ich bin zum Glück nicht so empfindlich", sagt die Zustellerin. "Nässe finde ich schlimmer als Kälte." Gegen das nasskalte Winterwetter wappnet sie sich mit dem sogenannten Zwiebellook: mehreren Schichten Kleidung übereinander. Zwei Paar Socken, Thermoleggins, ein langärmeliges T-Shirt und den Rollkragenpulli der Post kann sie unter ihrer Zusteller-Kluft tragen. Außerdem ist sie verpflichtet, während ihrer Tour eine Pause einzulegen. Dann trinkt sie auch schon mal einen heißen Kaffee.

Bernd Rühmann (53) und Mathias Mardt (36) sind Mitarbeiter des Ordnungsdienstes beim Bezirk Mitte. Sie sind vor allem zuständig für Hunde, sammeln etwa herrenlose Tiere ein. Da die auch mal kräftig zuschnappen können, tragen Rühmann und Mardt spezielle Lederhosen. "Die halten außerdem gut warm", sagt Mardt. Und wenn die beiden mal lange still stehen müssen, etwa weil sie organisierte Bettler beobachten, dann hilft ihnen nur eine Extraschicht Kleidung: T-Shirt unter dem Pulli und Thermo-Unterwäsche.

Im Trockenen, aber auch mitten im pfeifenden Wind steht Michael Seifert. Der 31-jährige gelernte Steinsetzer arbeitet als Wagenmeister beim Hotel Atlantic Kempinski. Acht Stunden pro Tag verbringt er draußen - und das seit vier Jahren. Wenn Gäste ankommen, kümmert er sich um das Gepäck und fährt auf Wunsch die Autos in die Garage. Ansonsten kann er sich nicht viel bewegen: In seiner Uniform steht er die meiste Zeit vor der Eingangstür. Doch Seifert hat einen Geheimtipp gegen die Kälte: "Im Winter ziehe ich mir immer meine Bundeswehr-Socken aus der Wehrdienst-Zeit an."

Bio-Fleisch und Wurstwaren: Fleischermeister Jörn Fock (48) arbeitet seit vier Jahren als Marktverkäufer bei Bioland-Frischfleisch Fricke. Zehn Stunden pro Tag steht er im Verkaufswagen. Der ist zwar mit einem Heizlüfter ausgestattet - "aber wenn der Wind in den Wagen weht, wird es trotzdem kalt", sagt Fock. Er ist darum immer froh, wenn er den Wagen so abstellen kann, dass der Wind von hinten kommt. Wenn nicht, bleibt er in Bewegung. "ich kann zwar nur vier Meter hin- und herlaufen, aber das tue ich dann auch", sagt Fock. Und: "Ich habe immer eine Thermoskanne mit einem heißen Getränk dabei."

Aus Rumänien sind Avasiloaia Constantin und Nica Nicusor nach Hamburg gekommen. Sie arbeiten auf dem Bau, auch bei strengem Frost. Ihre Geheimwaffen gegen die Kälte sind dicke Jacken und zwei Paar Handschuhe, damit die Hände warm und beweglich bleiben. Weil es in den vergangenen Wochen so besonders kalt war, dürfen die beiden seit Neuestem eine halbe Stunde länger Pause machen und sich drinnen aufwärmen. Aber eigentlich sind Constantin und Nicusor an Kälte gewöhnt: In Rumänien sind es im Winter oft minus 20 Grad.