Der Unternehmerverband aber reagiert mit Unverständnis auf den Vorstoß: “Wir haben hier zurzeit wirklich andere Probleme.“

Hamburg. Für Radfahrer liegt er wie ein nur sehr mühsam bezwingbarer Riegel zwischen Innenstadt und dem südlichen Stadtgebieten wie Wilhelmsburg und Harburg. Es gibt nur einen Flickenteppich aus Radwegen, oft müssen Radler absteigen und ihre Drahtesel über Treppen wuchten. Doch jetzt soll der Hafen speziell auch für Radfahrer erschlossen werden.

Der Senat hat dazu nach Informationen des Abendblatts der Wirtschaftsbehörde einen konkreten Planungsauftrag erteilt. Maßgaben: Das Radfahren im Hafen soll attraktiver, seine Erreichbarkeit verbessert und auch Aussichtspunkte insbesondere an "freien Wasserflächen" sollen erschlossen werden. "Ja, wir arbeiten derzeit auch an einem Masterplan Radverkehr", bestätigt die Sprecherin der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA), Karin Lengenfelder.

Bereits in der kommenden Woche soll dazu ein Treffen mit unterschiedlichen Verbänden, Hafenfirmen und Behörden stattfinden. Ziel: zu erkunden, wo und auf welchen Routen im Hafen künftig gefahrlos geradelt werden kann. "Wir denken dabei an Touristen genauso wie an Menschen, die im Hafen arbeiten und ihre Arbeitsplätze mit dem Rad erreichen wollen", so Lengenfelder.

Ätzende Kritik an dem Radlervorstoß des schwarz-grünen Senats kommt allerdings aus der Hafenwirtschaft. Dort gibt es zwar keine Bedenken gegen mehr Radler im Hafenverkehr. Doch: "Das ist das falsche Thema zur falschen Zeit", sagt der Hauptgeschäftsführer des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, Norman Zurke. "Wir haben jetzt in der Krise keine Kapazitäten für solche Randthemen - und die HPA und anderen Behörden sollten sich im Hafen auch auf andere Planungen konzentrieren", sagt Zurke. Viel wichtiger für die krisengeschüttelte Hafenbranche sei beispielsweise, dass die lange geplante Querverbindung zwischen A 7 und A 1, die Hafenquerspange, endlich weiter vorankomme.

Doch unbeeindruckt von solcher Kritik sind die Radweg-Planungen im Hafen über eine bloße Vision längst hinaus: Quasi als "Dienstleister" für die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) plant die Hafenverwaltung HPA bereits konkret einem durchgängigen und neuen Radweg vom Alten Elbtunnel bis nach Wilhelmsburg. Rund 3,2 Millionen Euro soll die Radelpiste kosten, die noch in diesem Jahr fertig gebaut sein soll und dann künftig die Innenstadt mit dem Areal von Internationaler Gartenschau (IGS) und Internationaler Bauausstellung (IBA) auf der Elbinsel verbinden würde.

Spektakulärstes Bauwerk dieser zentralen Hafen-Rad-Achse ist eine neue käfigartige Rampenkonstruktion, die an die Klütjenfelder Hochstraße regelrecht drangehängt werden soll. Bisher müssen Radfahrer dort absteigen und eine Treppe benutzen. Oder sie teilen sich den gefährlichen Weg mit den schweren Lkw, die dort durch den Hafen rollen.

Der jetzt geplante Ausbau des Radwegenetzes im Hafen ist Teil des Senatsprogramms zur Förderung des Radverkehrs in Hamburg. Damit soll bis 2015 der Velo-Anteil aller in Hamburg zurückgelegten Wege auf 18 Prozent vom derzeitigen Stand verdoppelt werden.

Vom Ausbau der Radwege speziell im Hafen verspricht sich die Stadt aber offensichtlich noch mehr: Mit dem Wegfall der Freizone soll künftig auch das Ufer des Spreehafens auf der Veddel verbessert werden. Noch ist diese seeartige Gewässerfläche von einem großen Zollzaun umgeben. Insgesamt, so heißt es in einem Behördenpapier in schönster Planer-Lyrik, soll das "Hafengebiet in der öffentlichen Wahrnehmung stärker und identifikationsstiftender als Erfahrungsraum inmitten des Stadtgebiets erlebbar werden." Unternehmensverbands-Geschäftsführer Zurke: "Wir haben hier zurzeit wirklich andere Probleme."