Schnee und Minusgrade haben den Norden weiter fest im Griff. Für ein Alster-Eisvergnügen wird es wohl aber nicht mehr reichen.

Hamburg. Es bleibt kalt, sehr kalt sogar - aber es hört vorerst auf zu schneien. Während Hoch "Bob" weiter für frostige Temperaturen sorgt, bleibt der Schnee, den Tief "Daisy" uns auf ihrem Durchmarsch hinterließ, erhalten. Norddeutschland - ein Wintermärchen? Auch heute haben viele Kinder schulfrei. Doch nicht überall stößt Gevatter Frost auf Begeisterung: Eingeschneite, von der Außenwelt abgeschnittene, Dörfer und viele Verkehrsunfälle, dazu erste Engpässe beim Streusalz - der Winter hat den Norden bis auf Weiteres im Griff.

Die enttäuschendste Nachricht verbreitete die Umweltbehörde. Trotz frostiger Temperaturen schmilzt die Hoffnung auf ein neues Alster-Eis-Vergnügen. Nur noch drei bis sechs Zentimeter ist das Eis der Außenalster dick. Da es in den vergangenen Tagen nicht immer kalt genug war, wurde der offizielle Termin zur Eisdicke-Messung gestern abgesagt. Behördensprecher Volker Dumann: "Das lohnt nicht mehr."

Sehr wohl lohnend: Der Einsatz der von der Hamburger Stadtreinigung entsandten Streudienste am Montagmorgen: Seit 5 Uhr hatte es flächendeckend wieder angefangen zu schneien. Um 5.30 Uhr, sagt Stadtreinigungssprecher Reinhard Fiedler, sei die komplette Flotte auf der Straße gewesen. Nur: Wo sich der Verkehr staut, können auch Streufahrzeuge keine Geschwindigkeit aufnehmen. Die Folgen bekamen auch und vor allem die Fahrgäste der Busse zu spüren. Im Berufsverkehr wurde der Fahrplan ausgesetzt, weil er ohnehin nur noch theoretischen Wert hatte. Die Busse kamen, wann sie ankamen - und vielerorts kamen sie nur sehr selten. Erst am Nachmittag fuhren sie wieder annähernd so, wie es die Zeittafeln versprachen. Am Stadtrand sowie in ganz Niedersachsen und Schleswig-Holstein sorgte die Flockenflut weiter für einen Ausnahmezustand:

Stormarn : "Die Schneeverwehungen ließen sich von unseren Lastwagen nicht mehr zur Seite schieben", sagt Stefan Kagens von der Straßenmeisterei Bargteheide. Nur noch mit Schneefräsen, die quasi den Schnee aufsaugen und auf die Felder schleudern, und mit Radladern konnten die Straßen geräumt werden. Im Norden Stormarns waren die Menschen durch die Schneeverwehungen teilweise von der Außenwelt abgeschnitten. Doch die Bewohner der zugeschneiten Dörfer Rehhorst, Wesenberg, Westerau und Mönkhagen nahmen das Schneechaos gelassen.

Kreis Harburg: Wegen Glätte und des vielen Schnees auf den Straßen fällt der Unterricht an allen 86 Schulen auch heute aus. Die Informationspolitik des Landkreises erwies sich gestern als verbesserungswürdig: Erst am späten Sonntag erfuhr zum Beispiel die Leiterin der Grundschule Ashausen, Gesa Johannsen, aus dem Radio, dass am Montag die Schule ausfällt. "Der Landkreis hat eine Mail in die Schule geschickt", sagt Gesa Johannsen, "ich war am Sonntagabend aber zu Hause."

Kreis Segeberg: Landrätin Jutta Hartwieg hat den am Sonntag gebildeten Krisenstab aufgelöst. "Es gingen viele Anfragen nach dem Zustand der Straßen ein", sagte die Landrätin, die für Montag schulfrei angeordnet hatte. Heute findet wieder Unterricht statt. Feuerwehr und Technisches Hilfswerk (THW) verhinderten den Einsturz des Haupteingangs am Kaltenkirchener Globus-Baumarkt. Auf dem Überstand hatte sich meterhoch der Schnee getürmt. Probleme gibt es in Norderstedt: Der Stadt ist das Streusalz ausgegangen, Nachschub ist nicht in Sicht.

Kreis Pinneberg: Die Staus auf der A 23 waren noch etwas länger als gewohnt. "Wir sind bis jetzt mit einem blauen Auge davongekommen", fasste Bernd Hagemann, Leiter der Straßenmeisterei, das Geschehen zusammen. Allein die Technik und die Versorgung mit Streumitteln bereiteten ihm Sorgen. Zwei seiner sechs Fahrzeuge sind ausgefallen und müssten erst repariert werden. Und bei 15 Tonnen Streusalzverbrauch pro Tag sei bald das Ende erreicht.

Lüneburg: Sonntagnachmittag fällte der Landkreis die Entscheidung, die Schule am Montag ausfallen zu lassen. Wer sich auf der Internetseite des Landkreises schlaumachen wollte, den verdonnerte ein schlichtes "Error" zu stundenlangem Warten: Der Server war ausgefallen. Derweil meldet das Wasser- und Schifffahrtsamt Uelzen freie Fahrt auf dem Elbe-Seiten-Kanal. Die Wasserstraße war seit Freitagabend für die Binnenschifffahrt gesperrt.

Stade : Das Streusalz wird knapp: In Jork werden nur noch die Gehwege gestreut. Ähnlich sieht es bei der Samtgemeinde Harsefeld aus. Die Salzvorräte reichen hier nur noch für eine einzige Streufahrt. Bereits seit Mittwoch hat die Samtgemeinde Horneburg kein Salz mehr. Sie greift auf Sand und Split zurück.