885.000 Wohnungen in der Hansestadt müssen ausgerüstet werden. Der Einbau der Warngeräte läuft jetzt schon auf Hochtouren.

Hamburg. Sie sind äußerlich unauffällig, haben es jedoch in sich: Rauchmelder können Leben retten, wie Brandschutzexperten immer wieder betonen. In allen Hamburger Neubauten sind die Warngeräte laut der Hamburgischen Bauordnung bereits Pflicht, ab dem 31. Dezember dieses Jahres gilt die Regelung auch für Bestandswohnraum. Das schafft mehr Sicherheit vor Bränden für die Bewohner - und mehr Arbeit für alle, die Rauchmelder produzieren, verkaufen, einbauen und warten. "In den vergangenen drei Jahren haben sich unsere Umsätze mit Rauchmeldern verfünffacht", sagt Christian Cordes, Geschäftsführer der Cordes Vertriebsgesellschaft aus Wellingsbüttel. Allein 2009 habe er mehrere Hunderttausend Geräte verkauft. "Der Markt ist schwer in Bewegung."

Kein Wunder: Neben Hamburg haben auch die Bundesländer Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz und das Saarland eine Rauchmelderpflicht in ihre Bauordnungen aufgenommen. Die ersten Übergangsfristen liefen bereits 2009 ab, andere erst 2014. In Hamburg bedeutet die neue Regelung, dass in Schlafräumen, Kinderzimmern und Fluren laut Paragraf 45, Absatz 6 der Hamburgischen Bauordnung mindestens je ein Gerät installiert sein muss. Die Wohnungseigentümer müssen die Kosten für den Einbau tragen, die Wartung kann auf die Nebenkosten und damit die Mieter umgelegt werden. Allein in Hamburg gibt es laut dem Statistikamt Nord rund 885 000 Wohnungen, die entsprechend der neuen Bauverordnung aufgerüstet werden müssen.

130.000 davon verwaltet die städtische Wohnungsgesellschaft Saga, die bislang knapp zwei Drittel ihres Bestands abgearbeitet hat. "Wir werden pünktlich bis Ende des kommenden Jahres damit fertig sein, wie der Gesetzgeber es verlangt", verspricht eine Saga-Sprecherin. Andere Eigentümer von Wohnraum waren schneller. Beim Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen heißt es, die meisten der 85 Verbandsmitglieder in Hamburg seien mit dem Einbau schon fertig. "Die Unternehmen haben Geräte von hohem Standard installieren lassen, die Wartung läuft in der Regel über externe Dienstleister", sagt Sprecher Christoph Kostka. "Neben dem Sicherheitsaspekt garantiert das auch Beschäftigung." So wie beim Hamburger Gebäudeausrüster Schwarz & Grantz: Die Firma erhielt so viele Aufträge für die Installation und Wartung von Rauchmeldern, dass sie vor einem Jahr eine eigene Tochterfirma dafür gründete. "Wir betreuen jetzt schon 200.000 Wohneinheiten in Norddeutschland", sagt Jean Brösel, der beim neuen Schwarz & Grantz Rauchmelderdienst tätig ist. "Und 2010 rechnen wir mit zusätzlichen Aufträgen." So sollen die momentan zehn Arbeitsplätze um mindestens vier aufgestockt werden, auch freie Monteure werden gesucht. Ähnlich sieht es bei der 2006 gegründeten Firma Objektus Rauchmeldesysteme aus Norderstedt mit derzeit 30 Angestellten aus. "Wir wachsen kräftig", sagt Serviceleiter Willibald Bear. "Unsere Umsätze haben sich vervielfacht." Das Unternehmen geht davon aus, dass allein in Hamburg und Schleswig-Holstein bald mehr als 4,5 Millionen Rauchwarnmelder installiert sein werden - da seien zunehmend Spezialisten gefragt.

Für die neue Verordnung gibt es Tausende gute Gründe: Jedes Jahr sterben in Deutschland laut dem Forum Brandrauchprävention 500 Menschen im Feuer, 5000 werden schwer verletzt. Allein zu Weihnachten sind zwölf Deutsche in brennenden Wohnungen ums Leben gekommen. Experten gehen davon aus, dass das Warnsignal der Rauchmelder, die meist zwischen fünf und 50 Euro kosten, die Hälfte der Todesfälle vermeiden könnte. "Die meisten Menschen kommen nicht durch das Feuer, sondern durch die Rauchvergiftung zu Tode", sagt Helma Krstanoski von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. "Wir appellieren deshalb an das Verantwortungsbewusstsein der Wohnungseigentümer, den Einbau machen zu lassen - und an die Mieter, regelmäßig die Batterien zu kontrollieren." Allerdings sei eine behördliche Kontrolle nicht möglich - außer bei Neubauten. Sie scheint auch nicht nötig: Viele Eigenheimbesitzer haben für ihre vier Wände offenbar vorgesorgt. Bei der Baumarktkette Max Bahr heißt es, 2009 seien in den Hamburger Filialen 30 Prozent mehr Rauchmelder verkauft worden als im Vorjahr.