Der Hamburger Verband will in der Stadt das erste Bundesleistungszentrum bauen. Doch die freien Flächen in Hamburg werden immer weniger.

Hamburg. Es ist rund 25 Jahre her, da machte sich Rainer Hansen das erste Mal auf, um ein Gelände für einen Golfplatz in Hamburg zu finden. Der damalige SPD-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi hatte dem Sportamt diesen Auftrag erteilt. "Mit viel Mühe haben wir eine Fläche gefunden", erinnert sich Hansen. Er ist für Hamburgs öffentliche Sportstätten zuständig. Am Ende der Suche nach einer geeigneten Fläche entstand durch private Initiative der Golfplatz Treudelberg, nach Falkenstein, Großflottbek und Wendlohe die vierte Anlage auf Hamburger Stadtgebiet.

Seit einem Jahr sucht Hansen wieder. Der Hamburger Golf-Verband (HGV) plant den Bau eines Bundesstützpunktes. Der wäre der erste in Deutschland für die neue olympische Sportart. 2016 in Rio gehört Golf erstmals seit 108 Jahren wieder zum Programm. "Die Aufgabe ist nicht leichter geworden", sagt Hansen, "die freien Flächen in Hamburg werden immer weniger." Vier Möglichkeiten hatte er dem HGV für den Bau eines Neunlöcherkurses aufgezeigt: die Trabrennbahn in Bahrenfeld, eine landwirtschaftliche Fläche in Schnelsen an der Autobahn A7 gegenüber dem Golfclub Wendlohe, die Tennisplätze des SC Alstertal/Langenhorn in der Nähe des Flughafens Fuhlsbüttel und ein Gebiet bei Treudelberg.

Bei näherer Prüfung erwiesen sich jedoch alle vier Areale als untauglich. Die Trabarena soll nach dem Umzug auf die Doppelrennbahn in Horn mit Gewerbe und Wohnungen bebaut werden, Schnelsen muss stadtplanerisch weiter als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen werden, die Tennisplätze sind mit 30 000 Quadratmetern zu klein, und in Treudelberg will der dortige Golfclub selbst neun weitere Löcher anlegen. "Wir müssen uns weiter umschauen", sagt Hansen.

Beim HGV lässt man sich nicht entmutigen. Dass Hamburg auf diesem Feld Pionierarbeit leisten will, findet Geschäftsführer Dominikus Schmidt nur konsequent: "Keine Stadt in Deutschland hat mehr Golfer und eine höhere Dichte an Plätzen." Auch seien die Klubs in der Region leistungsorientierter als woanders. Ein Beleg: Vier Hamburger Teams schlagen in der Bundesliga ab, fünf in der Zweiten Liga. "Ihnen wollen wir eine Basis geben", sagt Schmidt.

Denn gerade für ambitionierte Spieler wie die aufstrebenden Nationalspieler Benedict Staben (HLGC Hittfeld) oder Jana Niedballa (GC Hamburg-Ahrensburg) könnten die Bedingungen trotz der Vielzahl der Anbieter noch besser sein. So fehlt es im Winter an Trainingsmöglichkeiten. In den Plänen für das Leistungszentrum sind deshalb eine Rasenheizung sowie ein überdachtes Putting-Grün vorgesehen. "Kein Klub käme auf die Idee, so etwas zu bauen, weil Mitglieder im Winter in der Regel nicht auf den Platz gehen", weiß Schmidt.

Weitere golfspezifische Ausstattungsmerkmale der Anlage wären eine Driving-Range mit Abschlagplätzen für verschiedene Distanzen und Schläger sowie für alle Windrichtungen, ein Putting-Grün mit exakt ebenen sowie ondulierten Flächen und ein Pitching-Grün mit Bunkern. Hinzu kämen ein Kraftraum und eine Sporthalle, die auch anderen Sportarten offenstünden. Als Vorbild dient die Anlage der britischen Profispielerorganisation PGA im mittelenglischen Klub The Belfry.

Noch freilich ist nicht klar, wie das ehrgeizige Projekt finanziert und betrieben werden soll. Allein die Außenanlage würde gut eine Million Euro kosten, schätzt der HGV und hofft auf die Unterstützung der Stadt. Dafür gebe es gute Argumente: So könnten die Einrichtungen auch von Schulen sowie für die Ausbildung von Studenten und Lehrern genutzt werden. Es wäre nicht zwangsläufig ein Zuschussgeschäft: Die Stadt Köln nahm 1995 eine öffentliche Anlage in Betrieb. Sie wird gewinnbringend bewirtschaftet.

Zunächst aber muss ein Standort gefunden werden. Ein Problem, das der Deutsche Golfverband kennt: Er wollte im Golfclub St. Leon-Rot bei Heidelberg ein nationales Leistungszentrum bauen. Das Vorhaben scheiterte - die Bauern wollten ihre Agrarflächen nicht hergeben.