Bis in das Jahr 1517 reichen die Wurzeln der "Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg", kurz VEEK, zurück. Einer der seit jeher geltenden Leitsätze dieser ältesten kaufmännischen Vereinigung der Hansestadt lautet: "Ein Mann, ein Wort." Und mit einem einzigen Wort - "dumm" - schaffte es VEEK-Präsidiumsmitglied Reinhold von Eben-Worlée, die Versammlung in der Handelskammer am Silvestertag mit einem Eklat abzuschließen. Ein Ehrbarer Kaufmann mache nicht die Allgemeinheit für seine Verluste verantwortlich, "er trägt seine Verluste selbst", so Eben-Worlée in seiner kurzen Rede. Dafür gab es Applaus. Doch dann der folgenschwere Satz: "Ein Ehrbarer Kaufmann verkauft seine Kunden auch nicht für dumm, wie es der Senat nach dem Volksbegehren gegen die Schulreform getan hat."

Bürgermeister Ole von Beust (CDU), der wie der nahezu komplett anwesende Senat beim Ehrbaren Kaufmann kein Rederecht hat, war erbost, zeigte es aber kaum. Dass Eben-Worlée Regierung und Parlament verwechselt hatte - ein Volksbegehren wie das der Schulreform-Gegner, die 184 500 Stimmen gesammelt hatten, richtet sich offiziell an die Bürgerschaft -, hätte der Senatschef noch ignoriert, der Rest des Satzes veranlasste ihn dann doch zu einer Reaktion: "Das ist taktlos. Wenn man als Senat eingeladen ist und sich dann anhören muss, dass man die Leute für dumm verkauft, halte ich das nicht für angemessen", sagte er dem Abendblatt. "Ich bin nicht beleidigt, aber ich bitte die Versammlung zu überdenken, ob das der richtige Stil ist."

Der Führung der Handelskammer war der Vorfall unangenehm. "Unser Vizepräses Karl-Joachim Dreyer ist sofort auf Ole von Beust und die Zweite Bürgermeisterin Christa Goetsch (GAL) zugegangen und hat deutlich gemacht, dass das nicht die Meinung der Handelskammer ist", sagte Präses Frank Horch dem Abendblatt. Auf die Reden der VEEK habe man aber keinen Einfluss - was nicht verwundert, schließlich ist die Kammer 1867 aus dem Ehrbaren Kaufmann hervorgegangen. Mit Horchs Rede konnte der Bürgermeister gut leben: "Das war kritisch, aber konstruktiv. Und im Ton so, wie man miteinander umgeht."