"Wow!", erklang einstimmig der Freudenschrei. Was für ein Jubel in der Juppie-Bar im Gängeviertel. Die Künstler feierten nach 116 Aktionstagen für den Erhalt der historischen Gebäude die frohe Botschaft aus der Kulturbehörde und stießen auf die neue Zukunft an. An den Turntables stand Luk Perceval, Regisseur und Oberspielleiter am Thalia-Theater und mischte im Taumel ganz cool, was nicht zusammengehört: Jazz, Pop und R&B. Denn ausgerechnet an diesem historischen Tag hatten sich Schauspieler und Musiker als Gäste in den Wohnungen des Gängeviertels angesagt zum Spielen und Musizieren. Vor dem Kutscherhaus leuchteten Kerzen, in den Wohnungen duftete es nach Glühwein. In den ohnehin engen Korridoren drängelten sich Sympathisanten und Neugierige. Marina Galic las aus ihrem Lieblingsroman. Hans Kremer gab "Gebrauchsanweisungen für das Leben". Und seine Kollegen frohlockten im geschmückten Nebenzimmer unterm Tannenbaum mit Weihnachtsliedern. Nur Bruno Cathomas erinnerte noch zähnefletschend an die überstandene Gefahr mit der Karikatur des Geld fordernden Kapitalisten aus der "Marx-Saga".

"Hamburg hat sich selbst ein Geschenk gemacht", meinte Thalia-Intendant Joachim Lux, der Passagen aus Elfriede Jelineks "Die Kontrakte des Kaufmanns" zum Besten gab. Auch Friedrich Schirmer vom Schauspielhaus begrüßte die Entscheidung: " Wir freuen uns riesig mit den Künstlern. Sie haben mit ihrem Widerstand aus der berühmten Schneeflocke eine Lawine werden lassen und so die Stadt zum Einlenken gebracht."

Christine Ebeling, Sprecherin der Initiative, bezeichnet das Ergebnis als "einen gewaltig großen Schritt in die Richtung, das Gängeviertel zu erhalten. "Wir müssen aber Gespräche über die Verwirklichung unseres Konzepts der Selbstorganisation und handwerklichen Eigenleistung führen." Auch der Maler Darko Caramello wertet trotz aller Freude den Rückkauf nur als Zwischenschritt. "Da wir vernünftig geblieben sind, war die Stadt auch zur Vernunft verpflichtet." Autor und Musiker Rocko Schamoni spricht von einem Etappenziel. "Ich hoffe, die Stadt geht den Weg weiter, mit den Künstlern ein Nutzungskonzept zu erstellen, das den Wünschen der Künstler und Anwohner und letztlich aller Einwohner entspricht. Stadtentwicklung bleibt ein Thema. Da ist noch viel zu tun." Ihm schließt sich Matthias von Hartz, Leiter des Internationalen Sommerfestivals Hamburg, an: "Man kann allen Verantwortlichen nur den Mut wünschen, an dieser zentralen Stelle exemplarisch das 'Recht auf Stadt' einzulösen, das von vielen Hamburgern gefordert wird." Zunächst wurde gefeiert, aber auch im Podiumsgespräch mit Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard und dem Soziologen Volker Kirchberg über Zukunftsperspektiven nachgedacht.