Täter werden in der autonomen Szene vermutet. Minister fordern härtere Strafen.

Hamburg/Berlin. Politiker und Polizei sprechen von einer "neuen Qualität linksextremistischer Gewalt" und von einer Grenze, die überschritten worden ist: Eine Gruppe von zehn bis 15 Vermummten vermutlich aus der autonomen Szene hat in der Nacht zu Freitag das Polizeikommissariat (PK) 16 an der Lerchenstraße nahe dem Schanzenviertel angegriffen.

Die Täter versuchten, die Eingangstür zu verriegeln und die Wache anzuzünden. Beamte wurden mit Steinen beworfen, zwei Streifenwagen gingen in Flammen auf, ein weiterer wurde durch "Krähenfüße" beschädigt. Die Täter hatten zusammengeschweißte Nägel verstreut, um die Polizei aufzuhalten.

Joachim Lenders, Hamburg-Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, sagte dem Abendblatt: "Das war ein Mordversuch." Auch Polizeipräsident Werner Jantosch nannte den Angriff auf das PK 16 "eine Attacke auf Leib und Leben der Beamten". Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) sprach von "einem extremistischen Angriff" auf die Demokratie: "Wer Verletzungen von Polizisten billigend in Kauf nimmt, begeht eine schwere Straftat."

In Hammerbrook zündeten Unbekannte wenige Stunden nach der Attacke auf die Wache zwei Fahrzeuge des Zolls an. In Berlin verübten Autonome fast zeitgleich einen Brandanschlag auf ein Gebäude des Bundeskriminalamts (BKA) und warfen mit Farbe gefüllte Weihnachtskugeln gegen das Bundeskanzleramt. Die Ermittler vom Staatsschutz der Kripo sehen Zusammenhänge zwischen den Taten in Berlin und an der Hamburger Wache und glauben, dass sie vor dem Hintergrund der Innenministerkonferenz in Bremen verübt wurden. Diese endete am Freitag unter anderem mit einer Forderung nach höheren Strafen bei Attacken auf Polizisten.

Im Internet tauchte nach der Tat in Berlin ein Bekennerschreiben auf, in dem der Brandanschlag auf die BKA-Außenstelle mit Unmut über die "herrschenden Verhältnisse" und dem daraus resultierenden Klimawandel begründet wurde. Zu den Hamburger Taten lag bis zum späten Freitagabend noch kein Bekennerschreiben vor.