Eine öffentliche Anhörung des Gesundheitsausschusses der Bürgerschaft ist meist nicht besonders spektakulär. Aber gestern war alles anders: Anstatt der Vertreter des Gesundheitsausschusses nahmen auf dem Podium im Großen Festsaal rund 30 Studenten Platz. Doch sie waren nicht wegen des Nichtraucherschutzgesetzes ins Rathaus gekommen, um das sich die öffentliche Anhörung drehte.

Stattdessen drangen sie erstmals mit ihren Protesten gegen das universitäre Bildungswesen bis ins Rathaus vor und besetzten den Saal. Der Ablauf geriet durcheinander, für eine Weile ging vor und in dem Sitzungssaal gar nichts mehr. Wachpersonal verwehrte jedem den Zutritt. Viele Bürger mussten in der Rathausdiele warten, und manch einer verzichtete verärgert auf die öffentliche Anhörung.

Nach einer guten halben Stunde war der Spuk wieder vorbei. Die Studentengruppe verließ das Rathaus friedlich. Ob sie ihre Forderung nach einer zusätzlichen Aussprache in der nächsten Woche durchbringen konnten, blieb im Durcheinander selbst einigen Studenten unklar.

Die öffentliche Anhörung begann dann mit rund 45 Minuten Verspätung. In dem Großen Festsaal, der bis zu 400 Personen Platz bietet, verloren sich etwa 50 Bürger. Die Kommentare von Rauchern und Nichtrauchern hielten sich die Waage.

Wie berichtet, hatten sich CDU und GAL vor Kurzem auf einen Kompromiss beim Nichtraucherschutzgesetz geeinigt. Demnach gilt in allen gastronomischen Betrieben, in denen Essen angeboten wird, ein komplettes Rauchverbot. Ausnahmen für Raucherklubs, Bierzelte oder Vereinsheime - gibt es nicht mehr. In Einraumkneipen oder Bars mit bis zu 75 Quadratmetern Gastraumfläche, die lediglich Getränke ausschenken, darf geraucht werden. Die nun ausgehandelte Regelung soll als Gesetz formuliert in der letzen Doppelsitzung des Jahres von der Bürgerschaft verabschiedet werden und zum 1. Januar 2010 in Kraft treten.

Das geplante Gesetz will das Aktionsbündnis "Gegen das absolute Rauchverbot" unter Federführung des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga so nicht akzeptieren und ruft unter dem Motto "Wollt ihr uns alles verbieten?" am 8. Dezember zu einer Demonstration auf: "Das, was Nichtraucher schützen soll, bedroht Existenzen. Deshalb brauchen wir Ausnahmeregelungen", sagt Dehoga-Präsidentin Rose Pauly.

Der Start der Raucherdemo ist um 11 Uhr an der Glacischaussee/Ecke Milllerntor.