Werden Studiengebühren zielgerichtet eingesetzt? Gibt es genug studentische Mitbestimmung? Herlind Gundelach im Dialog.

Immerhin einmal gab es Applaus für die Senatorin. Das war, als Herlind Gundelach den Studierenden der Technischen Universität in Harburg versicherte, dass der Senat beschlossen hat, "an den Hochschulen nicht zu sparen". Und das, erklärte die Wissenschaftssenatorin, "obwohl Hamburg in den nächsten Jahren eine Milliarde Euro sparen" müsse. Die Aussage fand Gefallen bei den Studierenden der Ingenieurswissenschaften. Seit zwei Wochen demonstrieren auch sie für bessere Studienbedingungen.

Genau wie ihre Kommilitonen der Universität besetzen sie das Audimax. Doch anders als dort wagte sich Wissenschaftssenatorin Gundelach in den Kreis der Studierenden und stellt sich deren Fragen. Und obwohl die Studenten in Harburg, die Fächer wie Elektrotechnik oder Schiffbau studieren, als gemäßigter und konzilianter gelten als Studierende etwa der Geisteswissenschaften, schlug auch Gundelach hier ein gerüttelt Maß Unzufriedenheit entgegen. Tenor der Streikenden: Die Studiengebühren, die sowieso unfair sind, werden nicht zielgerichtet eingesetzt. Zu wenig Professoren für zu viele Studenten. "Und dafür sollen wir auch noch zahlen", erboste sich ein Kommilitone.

Gundelach bewegte sich in ihren Antworten indes auf vermeintlich sicherem Terrain: Gerade das große Interesse an den Studiengängen in Harburg beweise doch die Attraktivität der TU, "und die Studiengebühren steigern durch Studiengebühren grundsätzlich ihren Etat, was der Qualität des Studiums entgegenkommt".

Schließlich zahlten Auszubildende in Form von Schulgeld auch für ihren beruflichen Werdegang. "Anders als diese zählen Akademiker später zu den Besserverdienenden." Ein Argument, das bei den Studierenden nicht verfing. Sie zahlten ja auch mehr Steuern, so die Logik der Harburger Studenten. Hermann Rohling, Professor am Institut für Nachrichtentechnik, suchte die Studenten derweil davon zu überzeugen, wie wichtig ihr monetärer Beitrag zum Studium sei. "Schließlich fließt Geld von Ihren Studiengebühren direkt in unser neues Lern- und Kommunikationszentrum." Ein Argument, dem sich das Auditorium nicht verschließen wollte oder konnte - jedenfalls kam Rohling auch ungeschoren davon, als er bei der Frage, warum Professorenstellen nicht oder erst spät besetzt würden, ins Stammeln geriet. In einem Fachbereich war in der Tat drei Jahre lang eine Stelle nicht besetzt - das kommt einigen spanisch vor, sodass sich Rohling und Gundelach den bissigen Kommentar gefallen lassen mussten, dass "in Hamburg das Geld wohl eher in die Elbphilharmonie gesteckt wird". In Sachen Daten und Fakten verlief die Diskussionsveranstaltung nicht im Sinne der Studenten. So wand sich Rohling um die Beantwortung der Frage, wie hoch die Quote derer sei, die nach dem Bachelor- auch den Master-Abschluss an der TU machen dürfe - "wir suchen das dann schon aus", sagte der Wissenschaftler lapidar.

So scheint, jedenfalls aus Sicht von Behörde und Uni, nicht zu ändern zu sein, was eben nicht zu ändern ist. - Zu wenig Mitbestimmung der Studenten am universitären Leben? Es werde alles so gehandhabt, wie es im hamburgischen Hochschulrahmengesetz festgeschrieben ist, sagt Gundelach zum Stichwort "Präsidentenwahl an der Universität". Die hatten die Harburger Kommilitonen ebenfalls kritisiert. Undemokratisch sei die gewesen. "Der Hochschulrat ist ein nicht legitimiertes Gremium", sagte einer, und ein anderer sekundierte: "Den Unis geht viel an Potenzial verloren, wenn wir nicht mitbestimmen dürfen". Das wiederum wollte Rohling nicht so stehen lassen: "Natürlich hören wir darauf, was die Studierenden in den Gremien sagen". Am Ende bekam man ein Bild davon, was derzeit an den Unis los ist: Politiker, die finanzielle Löcher verwalten müssen. Und Bachelor-Studenten, die abends um halb acht vom Campus schleichen - die Prüfungen stehen bald an.