Die Ausstellung mit Porträts von Michael Zapf ist ab heute im Rathaus zu sehen. Die feierliche Eröffnung ist um 14 Uhr.

Hamburg. Die Jugend von heute hat ein Image-Problem. Sie gilt als faul, egoistisch und - vom Computer mal abgesehen - ziemlich interessenfrei. Eine Ausstellung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) kommt da gerade recht: "Helfen macht Spaß" zeichnet ein anderes Bild von Hamburger Jugendlichen. Ein Jahr lang begleitete der Abendblatt-Fotograf Michael Zapf Mädchen und Jungen, die sich leidenschaftlich für Hilfsbedürftige starkmachen: beim Obdachlosenbus, als Sanitäter auf dem Dom oder bei der Hamburger Wasserwacht. Auf diese Weise sind über 70 einfühlsame Porträts entstanden.

Eine der Porträtierten ist die 17-jährige Linda Kahl. Schon als Dreijährige hat sie sich im Wasser pudelwohl gefühlt, beim Babyschwimmen. Aus dem Planschen ist mehr als ein großes Hobby geworden: Heute ist Linda Kahl ehrenamtliche Rettungsschwimmerin beim DRK. Vor einem Jahr zog die 17-Jährige von Frankfurt nach Hamburg, besucht zurzeit die 12. Klasse des Wilhelm-Gymnasiums. "Zuerst habe ich die Hochhäuser ganz schön vermisst, hier ist ja alles so flach", sagt Linda Kahl. Aber das viele Wasser drum herum habe sie dann entschädigt.

Zur Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes kam sie durch eine Mitschülerin, die dort ihren Rettungsschwimmer-Schein für einen Auslandsjob machte. "Da bin ich dann einfach mal mitgegangen. Die Leute fand ich auf Anhieb total nett!" Jeden Dienstagabend wird in einer Schwimmhalle in Bahrenfeld trainiert: schleppen, Befreiungsübungen, tauchen, springen und natürlich schnelles Schwimmen - für einen Fisch wie Linda kein Problem. "Obwohl es echt ganz schön anstrengend ist, einen voll angekleideten Menschen im Wasser zu sichern." Schon nach acht Wochen wurde sie auf einen richtig großen Einsatz geschickt: "Im Sommer bin ich während des Hamburg-Triathlons im Rettungsboot auf der Alster mitgefahren. Ich war so nervös, dachte immer: 'Hoffentlich muss ich nicht gleich ins kalte Wasser springen'", erzählt die Schülerin. Die Bootstaufe ist ihr erspart geblieben, kleinere Rettungsaktionen fanden eher an Land statt. "Ein Läufer musste von einem Splitter im Fuß befreit werden, und auf dem Kameraboot habe ich dann noch den Funk überwacht. Es lief zum Glück alles glatt." Was, wenn wirklich jemand gerettet werden muss? "Dann sammelt meistens das Boot denjenigen ein. Unsere Aufgabe ist es dann erst einmal, den Menschen anzusprechen, zu betreuen und vor allem wach zu halten, bis man an Land ist", sagt Linda.

Eine Handvoll Schüler sind bei der DRK-Wasserwacht ehrenamtlich tätig, helfen bei Einsätzen wie Messen, Dreharbeiten und Events das Gelände zu sichern oder eben Menschenleben zu retten. "Es sind leider zu wenige", sagt Leiter Andreas Hoheisel. "In einer Stadt wie Hamburg haben die Jugendlichen einfach mehr Ablenkung durch Hobbys, Freunde und den Computer als in ländlichen Regionen." Dennoch könne er sich über Nachwuchs nicht beklagen. In Hamburg engagieren sich rund 500 Jugendliche ehrenamtlich beim Roten Kreuz, bundesweit sind es über 110 000, die beim Jugendrotkreuz helfen - und Spaß dabei haben. Nicht zuletzt, weil sich mit dem Einsatz oft auch ein Hobby verbinden lässt. Linda Kahl hat der Job bei der Wasserwacht aber auch geholfen, erwachsen zu werden: "Ich war früher schüchtern, konnte nicht so leicht auf andere Menschen zugehen. Das ist jetzt anders: Ich bin selbstbewusster geworden." 2010 stehen das Abitur und ein Sanitäterlehrgang auf dem Programm. "Und die Suche nach einem Studienplatz", ergänzt Linda. Sie will Tiermedizin studieren - dafür wird sie voraussichtlich nach Gießen ziehen müssen, weg vom geliebten Elbe- und Alster-Wasser. Aber: "Zum Glück gibt es dort auch eine Wasserwacht vom Roten Kreuz."