Die benachbarte Agentur gibt Räume ab. Und es geht noch weiter: per Brücke über das Fleet zum Block L der Speicherstadt.

Hamburg. An Wochenenden stehen lange Warteschlangen vor der Kasse, im Sommer müssen Mitarbeiter immer einmal wieder mit dem Megafon raus auf die Straße, um dort wartenden Besuchern zu empfehlen, an einem anderen Tag wiederzukommen. Schon lange plant das Miniatur Wunderland in der Speicherstadt daher eine Erweiterung: Doch Platz gab es in dem historischen Backsteingebäude nicht mehr. Jetzt ist jedoch eine Lösung gefunden, teilte Mitgründer Frederik Braun gestern mit. Und zwar schneller, als lange gedacht: Die Veranstaltungsagentur Nord Event gibt im 2. Stockwerk rund 800 Quadratmeter bereits restaurierten Speicherplatz ab. So kann das Wunderland, das als die größte Modelbahn-Anlage der Welt gilt, nun seine Räume im dritten und ersten Stockwerk verbinden.

Das frühere Lager werde nun ausgegliedert und die Gesamtfläche für Ausstellung und Bistro um 1600 Quadratmeter erweitert. Zurzeit bewirtschaftet das Wunderland dort 4000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Braun: "Das ist jetzt unsere Traumlösung, mit der wir uns in den kommenden sechs bis acht Jahren immer weiter vergrößern können."

Und das ist offensichtlich auch notwendig:. In diesem Jahr wird das Wunderland erneut eine Steigerung der Besucherzahlen melden können. Mehr als eine Million Menschen sahen sich die Anlage 2009 an. Damit ist das erst 2001 gestartete Projekt neben dem Tierpark Hagenbeck der größte Besuchermagnet der Stadt. Bei einer Besucherbefragung wurde zudem festgestellt, dass eigentlich noch weit mehr Menschen die Modellbahn besuchen würden, wegen der Wartezeiten an Spitzentagen aber wieder aufgaben. "Wir hätten 1,3 Millionen Besucher haben können", so Braun.

In einzelnen Bauabschnitten sollen nun acht bis zehn Millionen Euro in den Ausbau investiert werden. Im ersten Abschnitt ist geplant, das Bistro und den Eingang in den unteren Teil zu verlegen. In weiteren Abschnitten bauen die Modellbau-Handwerker dann die Themenbereiche Frankreich, Italien, Benelux, England und auch Afrika. Geplant sei zudem eine Kooperation mit Nord Event, um gemeinsam in dem Block D, wie der Speicher bezeichnet wird, größere Veranstaltungen organisieren zu können.

Der historische Speicherboden der Agentur werde daher einen direkten Zugang bekommen. Die mit der Eigentümergesellschaft, der städtischen HHLA, überlegte Idee einer Brücke über das Fleet zum gegenüber liegenden Block L sei mit diesen neuen Plänen jedoch nicht vom Tisch, betonen Braun und die HHLA. "Wir können nur jetzt schneller ausbauen und haben später mit der Brücke weitere Optionen", sagt Braun. Tatsächlich hat die HHLA für die Brücke bereits einen Bauvorbescheid erteilt bekommen und will den Speicher L restaurieren, Baubeginn soll dort 2011 sein: Büros, Gewerbe, aber auch Kulturnutzungen wie die Wunderland-Erweiterung und andere Museen seien dort denkbar, so die HHLA.

Das Wunderland will indes schon bald durchstarten, die Übergabe der neuen Flächen ist bereits zum 1. Januar kommenden Jahres anvisiert. Die Speicherstadt insgesamt dürfte mit dieser Entwicklung dann noch stärker zu einem Besuchermagneten werden. Frederik Braun: "Als wir hier 2001 anfingen, traute sich noch kaum jemand in diese Gegend, jetzt spazieren an Wochenenden Zehntausende durch die Straße."