Für PETRA III wurde in zweieinhalb Jahren ein 2300 Meter langer Beschleunigerring modernisiert. Jetzt ist die Sensation perfekt.

Hamburg. Hamburg ist um eine Sensation reicher. Gestern wurde bei der größten außeruniversitären Forschungseinrichtung der Hansestadt, dem Deutschen Elektronen-Synchrotron (Desy) in Bahrenfeld, die weltweit einzigartige Lichtquelle Petra III offiziell angeschaltet. "Desy wird damit noch attraktiver für Forscher aus aller Welt. Denn die Großgeräte, die Desy betreibt, sind unabdingbar für zukünftiges Wissen", sagte Ministerin Annette Schavan (CDU) dem Abendblatt am Rande der offiziellen Eröffnung, zu der 850 Gästen gekommen waren.

Auf das brillante, weltweit einzigartige Röntgenlicht von Petra III warten Mediziner, Archäologen, Biologen, Bodenkundler, Physiker, Erdbebenforscher, Materialwissenschaftler oder Geologen. Ob Medikamente oder Schweißnähte, Brillanten oder alte Schriften, Solarzellen oder Datenträger - der haarfeine, hochpräzise Röntgenstrahl von Petra III erlaubt sensationelle Blicke in die Welt des Mikrokosmos und in das Erdinnere. Petra III wird, darin sind sich alle einig, die Material- und Strukturforschung in den kommenden fünf Jahren revolutionieren.

Dafür hat Desy den 2,3 Kilometer langen Ringbeschleuniger Petra, der erst am 1. Juli 2007 abgeschaltet worden war, für 233 Millionen Euro komplett überholt und umgerüstet sowie eine neue Experimentierhalle gebaut. 90 Prozent des Geldes kamen vom Bund, zehn Prozent aus Hamburg. "Wir sind im Zeitrahmen geblieben und haben keinen Cent mehr ausgegeben als geplant", verkündete Desy-Chef Prof. Helmut Dosch gestern stolz und verwies darauf, dass dies nur mit bester Ingenieurskunst möglich war. "Allein ihre Stühle stehen schon auf einem weltweit einzigartigen Boden." Um selbst kleinste Erschütterungen der hochsensiblen Messinstrumente zu vermeiden, wurde der 280 Meter lange, 24 Meter breite und einen Meter dicke Betonboden der Experimentierhalle in einem Stück geschüttet. Zudem ist die Betonplatte vom Rest des Gebäudes getrennt. Dieses ruht auf einem Fundament von 96 Pfählen, die 20 Meter tief in den Boden getrieben worden sind. Jetzt können hier 27 Experimente jederzeit mit höchster Präzision durchgeführt werden. Der Umbau brachte den Ringbeschleuniger Petra, der bereits vor 30 Jahren seine Arbeit aufgenommen hat und schon damals Weltspitze war, erneut richtig in Fahrt. Nun sausen Elementarteilchen (Positronen) 130 000-mal pro Sekunde durch den 2,3 Kilometer langen Speicherring und erzeugen eine so intensive Röntgenstrahlung, dass in Hamburg nun der Blick auf die kleinsten Bausteine der Materie, die Atome möglich ist.