Einen neuen Präsidenten wird die Universität Hamburg erst in ein bis zwei Wochen haben, für manch einen steht er jetzt schon fest. Dieter Lenzen, derzeit noch Chef der Freien Universität Berlin, soll angeblich nach Hamburg wechseln. Weder Wissenschaftsbehörde, Hochschulrat noch Lenzen selbst wollen die Meldung bestätigen. Was daran liegt, dass die Gremien der Uni erst noch final entscheiden müssen - bei der Findung eines Nachfolgers für Monika Auweter-Kurtz sind Hochschulrat, Akademischer Senat und die Dekane beteiligt. Auffällig ist aber, dass die Personalie von keiner Seite dementiert wurde. Lenzen scheint mindestens in der engeren Auswahl zu stehen.

Für sein Engagement spricht, dass Lenzen erst unlängst bei der Feier des 90. Geburtstags der Universität Hamburg eine Rede hielt. Und Mitte der 90er-Jahre war der gebürtige Westfale bereits einmal als Berater für die Hamburger tätig. In seiner Geburtsstadt Münster war der Erziehungswissenschaftler einst der jüngste Hochschullehrer der Republik -28 Jahre alt war er damals erst.

Karriere gemacht hat er dann aber in der Hauptstadt. 1978 erhielt er einen Ruf von der Freien Universität Berlin. Seit 2003 ist er deren Präsident. Er baute die 1948 in Berlin-Dahlem gegründete Hochschule nach seinen Vorstellungen um und machte eine erfolgsorientierte Wissensanstalt aus ihr. Belohnung war 2007 die Aufnahme in den illustren Kreis der deutschen Eliteunis. Dass die FU so gut bei der Exzellenzinitiative der Bundesregierung abschnitt, machte Lenzen in den Augen der Studenten allerdings verdächtig. Dort genießt er alles andere als einen guten Ruf. Auf einer eigens eingerichteten Homepage im Internet verspotten die Studierenden den "Elite-Fan" Lenzen, es wird ihn wenig jucken.

Gestört haben dürfte sich Lenzen indes an der angeblich schlechten Beziehung zum Berliner Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD), mit dem sich Lenzen wegen der Pläne einer Superuni gestritten hatte. Manchen gilt er als durchsetzungsstark, anderen als autoritär. Der Vater war Offizier. Der bald 62-Jährige ist ehrgeizig - wenn er Berlin verließe, dann auch als derjenige, der die FU im Kampf gegen die gehypte Humboldt-Universität behauptet hat.