Thema Nummer eins beim größten Treffen der Branche: das Beben in der Wirtschaft.

Die weltweite Schifffahrt hatte in den vergangenen Monaten zwar krisenbedingt einige heftige Dämpfer in den Bilanzen zu verdauen, doch am Freitagabend ging es gewohnt üppig zur Sache: Zum traditionellen Eisbeinessen der Hamburger Schiffsmakler kamen mehr als 4500 Branchenvertreter ins CCH. Zwei Säle waren eingedeckt worden, rund 9000 Liter Bier, runtergekühlt auf trinkfreudige drei Grad, standen bereit. Und innerhalb einiger Minuten stellten mehr als 200 Servicekräfte die traditionell deftige Koste bereit: Vier Tonnen Eisbein, Hunderte Kilo Kassler oder für muslimische Gäste auch rund 120 Stück Kalbsfleisch. Dazu 700 Kilogramm Erbenspüree - und, zum besseren Verdauen, natürlich Schnaps: Gut 12 000 gingen dabei weg. Ein Prosit auf die Krise, wenn man so will.

"Tatsächlich haben wir einen solchen Einbruch bisher noch nicht erlebt", sagt auch Klaus Bültjer, Geschäftsführer der Vereinigung Hamburger Schiffsmakler und seit 1983 Organisator des Branchentreffens, das als das weltweit größte seiner Art gilt. Seit 1948 findet es in Hamburg statt und hat im Laufe der Jahre einen "enorme Eigendynamik entwickelt", wie Bültjer sagt. Bedingt auch dadurch, dass Hamburg einer der weltweit führen Handelsplätze der Schifffahrt geworden ist. Vor allem im Bereich Container-Charterlinien nimmt die Hansestadt eine Führungsposition ein.

Allerdings hat die Containerschifffahrt derzeit auch am meisten unter der Krise zu leiden, während Massenguttransporte sich zu stabilisieren scheinen. Erstmalig seit Jahren hatten sich diesmal zum Eisbeinessen etwas weniger Teilnehmer angemeldet als in den Containerboom-Jahren zuvor.

Die Krise dürfte daher auch Gesprächsthema Nummer eins gewesen sein, zumal sie in der Schifffahrt jetzt erst so richtig hart zu werden scheint. "Wir sind die Transporteure des Welthandels und merken die Folgen daher erst später - das Krisenende aber leider auch", sagt Bültjer. Gleichwohl sei ein solches Treffen daher nicht überflüssig. "Vielleicht sogar wichtiger", sagt er. Denn gerade in Zeiten von E-Mails und Computern seien solche direkten Kontakte von besonderer Bedeutung: "In der Schifffart läuft immer noch das meiste sehr persönlich, man macht ein Geschäft nicht mit der Firma XY, sondern mit Herrn oder Frau sowieso."

So ist dann auch das eigentliche Eisbeinessen im CCH lediglich der Höhepunkt einer ganzen Woche. Schon am Montag kamen die ersten Besucher aus der Branche nach Hamburg. "Aus Skandinavien fliegen dann Charterflugzeuge nur mit Eisbeinleuten an", sagt Bültjer. Aus sage und schreibe 50 Nationen kamen die Gäste und nutzen die Woche für Gespräche. Die Schifffahrtskontore in der Stadt sind in dieser Zeit ganz auf die internationalen Gäste eingestellt. Auch während des Eisbeinessens trifft man sich in den umliegenden Gastronomien, nicht alle Schifffahrtsleute kommen zu der zentralen Speisung der 4500. Insgesamt, so schätzt Bültjer, sind in diesen Tagen bis zu 10 000 Schifffahrtsleute aus aller Welt in der Stadt und in der Region. "Viele Treffen gibt's beispielsweise bei den Küstenschiffern im Alten Land", sagt Bültjer.

Dennoch: Das Epizentrum der Weltschifffahrt bleibt das CCH. Bültjer: "Die kommen dann alle Buslandungsweise später nach zum Feiern."