Es war ein innovatives Geschichtsspektakel, das die 15 Hamburger Geschichtswerkstätten vor dem Rathaus präsentierten.

Hamburg. Ein Foto jagt das nächste. Die 300. Schiffsschraube, bei Zeise in Ottensen gebaut, dann ein weiteres: Langhaarige Demonstranten protestieren gegen Vietnam. Und so geht das Schlag auf Schlag weiter. Alle zehn Sekunden projiziert Lichtkünstler Michael Batz ein neues Bild auf die Leinwand vorm Rathaus. Da kloppen Hamburger Originale Skat unterm Weihnachtsbaum, Arbeiter besetzen die Werft, Punks die Hafenstraße - und dann sieht man schon, wie Kinder in den 50er-Jahren mit dem Roller durch die Straßen flitzen.

Es war ein innovatives Geschichtsspektakel, das die 15 Hamburger Geschichtswerkstätten gestern unter dem Motto "Augenblicke - Schlaglichter auf 100 Jahre Hamburger Alltagsgeschichte" präsentierten. 150 Bilder huschten über die Leinwand. Fotos, die den Alltag der Hamburger illustrierten. So rasant die Bilder wechselten, so wenig Zeit blieb den Kommentatoren, sie zu erklären. Kein Wunder, dass die kurzen, aber prägnanten Erläuterungen häufig stakkatoartig klangen und fast wie gerappt. "Pecha-Kucha" (wirres Gebrabbel) heißt das Verfahren, es kommt aus Japan - und beim Publikum richtig gut an. Bei diesem historischen Parforce-Ritt fühlte sich so mancher an die eigene Vergangenheit erinnert. "Bei etlichen Fotos hat es gleich klick gemacht", sagte Werner Brandenburg. Nur der Nieselregen tat den Zuschauern nicht den Gefallen, so schnell zu verschwinden wie die Bilder auf der Leinwand.