Der Hamburger Fotograf Andreas Lindlahr hat bei der Minitransat-Regatta von Frankreich nach Brasilien den 27. Platz erreicht.

Hamburg. Der Jubel ist groß, als Andreas Lindlahr (49) durch die Glastür am Flughafen läuft. Plakate werden geschwenkt, Blumen hochgestreckt und mit Rasseln und Tröten ein Begrüßungskonzert veranstaltet. Neben Ehefrau Birte und Tochter Aina sind viele Freunde gekommen, um den Einhandsegler in der Heimat willkommen zu heißen. Lindlahr freut sich über das Empfangskomitee. Doch der Hamburger Fotograf sieht müde aus. Die beigefarbene Hose hängt schlaff an seinen Beinen, das Gesicht ist schmal. Knapp zehn Kilogramm hat er in den Wochen auf dem Atlantik abgenommen. "Es war doch härter, als ich gedacht habe", sagt er und nimmt erst einmal Familie und Freunde fest in den Arm.

Lindlahr hat bei der Minitransat-Regatta von Frankreich nach Brasilien den 27. Platz von 49 Teilnehmern erreicht und ist damit der beste deutsche Segler im Regattafeld. Eine beachtliche Leistung, zumal er das gesamte Projekt beinahe ohne die Hilfe von Sponsoren organisiert hat. "Mit diesem Abschneiden kann ich als Amateur mit einem geringem Budget unter den vielen Profis wirklich mehr als zufrieden sein", sagt er.

Das sogenannte "La Charente-Maritime/Bahia Transat 6,50" wird seit 1977 alle zwei Jahre ausgetragen. Start ist die französische Hafenstadt La Rochelle, Ziel Salvador da Bahia in Brasilien. Dazwischen liegen 4200 Seemeilen (rund 7800 Kilometer). Die kleinen 6,5 Meter langen Schiffe, die die Teilnehmer allein segeln, bieten keinen Komfort, als Toilette dient ein Eimer.

Insgesamt 30 Tage war Lindlahr mit seiner "Umpalumpa" - benannt nach dem Film "Charlie und die Schokoladenfabrik" - auf See. Einen kurzen Zwischenstopp legte er wie alle Teilnehmer nach acht Tagen auf Madeira ein. Danach waren die Extremsegler gut drei Wochen sich selbst, Wind und Wellen überlassen. "Tagelange schwere Regenfälle, Gewitter-Fronten und Gegenwind haben das Leben an Bord teilweise zur Hölle werden lassen", sagt Lindlahr im Rückblick. Zu den Witterungsbedingungen kamen körperliche Beschwerden. "Das größte gesundheitliche Problem waren eine Knie-Verletzung und Wunden durch das Salz auf der Haut und die dauerhafte Nässe."

Doch die Ankunft in Brasilien habe alle Entbehrungen vergessen lassen. Empfangen wurde der Extremsegler dort von seiner Frau Birte und Tochter Aina, die extra für einige Tage nach Südamerika geflogen waren. "Das war eines der schönsten Erlebnisse meines Lebens", sagt Lindlahr über das Wiedersehen. Und Birte Lindlahr ergänzt: "Als wir ihn gesehen haben, waren wir ziemlich geschockt, er hatte so viel abgenommen." Gierig habe er große Mengen Süßigkeiten in sich reingestopft. "Und geschlafen, einfach nur geschlafen."

Auch wenn Lindlahr diese Wochen auf dem Atlantik nicht missen möchte, noch einmal will er an diesem außergewöhnlich harten Rennen nicht teilnehmen. "Ich habe mir mit dieser Regatta einen großen Traum erfüllt, aber nun reicht es erst einmal", sagt er. "Vielleicht bin ich ja auch mittlerweile zu alt dafür."