Die Wilhelmsburger Reichsstraße soll nach der grundsätzlichen Zustimmung des Bundesministeriums für Verkehr verlegt werden.

Hamburg. Der Hamburger Senat hat, wie erhofft, grünes Licht aus Berlin erhalten: Die Wilhelmsburger Reichsstraße, eine der meistbefahrenen Einfallstraßen nach Hamburg, soll nach der grundsätzlichen Zustimmung des Bundesverkehrsministeriums verlegt werden. Demnach wird die B 4/B 75 nach Osten, direkt neben die Bahngleise wandern. Der Bund und Hamburg haben sich auf eine gemeinsame Finanzierung verständigt. Was die Verkehrspolitiker im Hinblick auf die Internationale Bauausstellung (IBA) und die Internationale Gartenschau (IGS) 2013 wieder hoffen lässt.

Denn da droht in Wilhelmsburg ein Verkehrschaos. Die vierspurige Wilhelmsburger Reichsstraße schneidet den Park der Gartenschau in zwei Teile. Die "Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH" (Deges) plant schon länger im Auftrag des Senats eine neue Straße. Sollte diese bis zum Start der beiden Großveranstaltungen nicht fertig sein, könnte die jetzige Reichsstraße für die Dauer von IBA und IGS gesperrt werden.

Im Senat rechnet man aber fest damit, dass die Verlegung klappt - seit gestern noch mehr als vorher. "Wir freuen uns über die Entscheidung in Berlin und werden weiter alles daransetzen, dass die neue Trasse kommt", sagt der verkehrspolitische Sprecher der CDU in der Bürgerschaft, Klaus-Peter Hesse. Die jetzt festgezurrte Vereinbarung sieht vor, dass sich Hamburg an den Kosten in Höhe von 67,4 Millionen Euro mit 10,4 Millionen Euro beteiligt. Die Reichsstraße entspricht ohnehin nicht mehr den modernen Anforderungen an eine Bundesstraße. "Anstatt einer anstehenden Grunderneuerung der Trasse an der alten Stelle wollen wir eine Bündelung der Verkehrswege erreichen", erklärt Engelbert Lütke Dadrup, Staatssekretär im Verkehrsministerium. Was gut klingt, stößt in Wilhelmsburg über die Angelegenheit IBA/IGS hinaus auf Kritik. Denn unter den Bürgern im Hamburger Süden regt sich seit Jahren heftiger Widerstand gegen verkehrspolitische Pläne des Senats - etwa im Falle der "Hafenspange", die die Autobahnen 1 und 7 verbinden soll. Die Pläne der Reichsstraße greifen zu kurz, sagt zum Beispiel Metin Hakverdi, SPD-Bürgerschaftsabgeordneter aus Wilhelmsburg. "Die Lärmbelästigung für die unmittelbar an der Bahntrasse lebenden Bürger wird durch die Verlegung der Straße weiter steigen", befürchtet Hakverdi. "Was wir brauchen, ist ein umfassendes Verkehrskonzept für Wilhelmsburg." Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL) verspricht dagegen Lärmschutzmaßnahmen. Für die weiteren Planungen sei ein optimaler Lärmschutz für eine verlegte Wilhelmsburger Reichsstraße und die Bahntrasse von zentraler Bedeutung. "Die Verkehrslärmbelästigung der Bürger soll deutlich reduziert werden", so Hajduk.

Die "Engagierten Wilhelmsburger" protestieren bereits am Sonntag wieder gegen die bestehenden und geplanten Verkehrsachsen. Seit Monaten veranstalten sie Sternmärsche, um die Vorhaben des Senats zu verhindern. Hesse: "Wir nehmen die Proteste der Bürger ernst."