Anwohner wollen die Verlagerung der Wilhelmsburger Reichsstraße und andere Verkehrsachsen verhindern.

Hamburg. Mal als Auswanderer, mal im Pyjama oder wie zum Badeausflug kostümiert - Die Protestaktionen der "Engagierten Wilhelmsburger" sind fantasievoll und fast schon wie kleine Theateraufführungen verbunden mit einem Familienausflug. Zum 13. Protest waren um "5 vor 12" in einem Sternmarsch mehr als 250 Menschen auf die Autobahnbrücke an der Kornweide gekommen. Diesmal mit: Rettungsringen, Schwimmwesten, Fahnen, Schnorchel, Badekappen, Taucherbrillen, Paddel, Warnwesten, Aufklebern ("Nicht durch die Mitte"), kunstvollen Plakaten, Fahrradschläuchen, Tröten, Pfeifen, Kindern, Hunden und Thermoskannen im Rucksack. "Wir wollen unsere sonntäglichen Demonstrationen als Nadelstiche gegen die Zerstörung von Stadtgefüge verstanden wissen", sagte Melanie Klein zum Beginn der "Performance": Die Protestler ließen handgemalte Schilder, die Fachwerkhäuser darstellten, hinter eine großen, schwarzen Plastikplane verschwinden. Klein: "Damit zeigen wir symbolisch, wie ein ganzes Dorf im Autobahndreieck mit der von Senatorin Anja Hajduk geplanten Verlängerung der Autobahn 26 und der verlegten Wilhelmsburger Reichsstraße verschwindet." Worum geht es?

Die Stadt Hamburg plant derzeit, die Wilhelmsburger Reichsstraße (B 75) zu verlegen und zu einer autobahnähnlichen Straße auszubauen. Weiterhin soll eine quer führende Autobahn durch den Stadtteil Wilhelmsburg verlegt werden. Diese, häufig "Querspange" genannte, Lösung soll die Autobahnen 1 und 7 verbinden.

"Und das wird dann in einem riesigen Verkehrsknoten zusammengeführt, der große Teile von Kirchdorf verschwinden lässt", sagt Manuel Humburg. So müsste der Kleingartenverein Süderelbe verschwinden. Humburg. " Es kann nicht sein, dass im Norden mit einem Deckel Wunden, die eine Autobahn gerissen hat, geheilt werden sollen, während hier wieder ein Stadtteil mit einer Autobahntrasse zerrissen werden soll." Am kommenden Sonntag, 11. Oktober, wollen die "Engagierten Wilhelmsburger" mehrere "Druiden aus der Elbmarsch" mitbringen, die in Anlehnung an den Asterix-Comic einen Zaubertrank mischen: Zum Sternmarsch auf die Autobahnausfahrt Georgswerder werden mehr als 300 Protestler erwartet.