Die Übernahme durch Klubs ist fraglich. Für die acht Anlagen müssen 750.000 Euro mehr investiert werden als geplant.

Hamburg. Martin Hildebrandt bekam einen Schreck. 1200 Euro hatte der Einbau eines neuen Ventils für die Umwälzpumpe im Lehrschwimmbecken an der Lohkampstraße gekostet. "So viel Geld für dieses Miniteil", staunte der Geschäftsführer des Sportvereins Eidelstedt (6700 Mitglieder). Die Rechnung verstand Hildebrandt auch als Warnung. Der Klub plant die Sanierung und Übernahme des Beckens. Doch das wird teurer als geplant.

Um Geld zu sparen, hatte die Stadt Hamburg vor zweieinhalb Jahren angekündigt, ihre acht Lehrschwimmbecken (10 x 6 Meter groß, Wassertiefe maximal 1,35 Meter, Wassertemperatur: 27 bis 32 Grad Celsius) schließen zu wollen. Sie werden von Kindern und Schwimmanfängern genutzt, von ethnischen Gruppen, Behinderten und für den Rehabilitationssport.

Die Anlagen aus den 1960er-Jahren waren vor allem wegen der extremen Heizkosten nicht wirtschaftlich zu betreiben, nur vier sind derzeit geöffnet. Den Sanierungsbedarf (Wärmedämmung, Energieeffizienz) kalkulierten Gutachter 2008 auf 2,6 Millionen Euro. Jetzt ließ der Hamburger Sportbund (HSB) nachrechnen. Ergebnis: Die Instandsetzung der acht Becken würde 3 346 995 Euro kosten (siehe Tabelle). Hinzu kämen Notarhonorare und Steuern.

Um den Vereinen, Verbänden und Elterninitiativen die Übernahme schmackhaft zu machen, hat der Hamburger Senat zwei Millionen Euro aus dem Konjunkturprogramm der Bundesregierung für die Reparaturen bereitgestellt. Die fünf betroffenen Bezirke bieten weitere rund 620.000 Euro Zuschüsse an, der HSB will sich zu 50 Prozent an der Tilgung von Krediten beteiligen, die für Instandsetzungsmaßnahmen aufgenommen werden. Das gilt allerdings nur für Mitgliedsorganisationen.

Das Geschäft bleibt trotz der Hilfen riskant. "Nach der neuen Kostenberechnung müsste unser Verein am Ende 55 000 Euro finanzieren", sagt Eidelstedts Hildebrandt, "wir werden das Becken an der Lohkampstraße wohl übernehmen, aber mit Bauchschmerzen." Bis zum 1. November muss sich der Klub entscheiden, fordert der HSB.

Die Sanierung ist das eine, der spätere Unterhalt das nächste Problem. Das zeigt das Beispiel Hamburger Schwimmverband. Der hatte zwei Becken von Oktober 2008 bis Mitte Juli 2009 betrieben und dabei rund 40.000 Euro Minus gemacht. Trotzdem will sich der Verband um die Übernahme von drei Becken bemühen. Kosten: rund 260.000 Euro. "Das ist eine gewaltige Summe. Wir brauchen aber die Wasserflächen. Einige unserer Vereine haben bereits einen Aufnahmestopp verhängt", sagt Verbandssprecher Lars Dietrich.

Die Parteien kennen die Nöte. Die SPD-Bürgerschaftsfraktion will den Senat heute in einem Antrag auffordern, Vereinen und Verbänden noch ein Stück finanziell entgegenzukommen, kündigte Sportsprecherin Juliane Timmermann gestern an.