Die Metropole hat im Ausland an Anziehungskraft gewonnen - und das hat gute Gründe, wie eine Analyse zeigt.

Hamburg. Die Elbe oder die Alster, der Michel oder das Rathaus, Hagenbecks Tierpark oder "König der Löwen", HSV oder St. Pauli - was macht Hamburg eigentlich attraktiv? Die Stadt wollte es ganz genau wissen, und deshalb ist die Hamburg Marketing GmbH (HMG) der Sache auf den Grund gegangen. Sie gab eine Markenanalyse in Auftrag, befragte Privatpersonen und Unternehmen im In- und Ausland und konnte gestern stolz verkünden: Gegenüber einer Erstanalyse im Jahre 2004 konnte Hamburg seine Attraktivität in nahezu allen Zielgruppen steigern. Und: Für die befragten Touristen ist die Elbmetropole heute attraktiver als Barcelona, Wien, Kopenhagen und Mailand.

"Hamburg ist aufgewacht und auf einem sehr guten Weg", sagte Professor Klaus Brandmeyer, der die Untersuchung durchgeführt hat. "Die Schöne schläft nicht mehr." Von wegen hanseatische Zurückhaltung. So konnte Brandmeyer ziemlich stolz verkünden, dass die Attraktivität der Hansestadt auf acht Erfolgsbausteine gründet. Was wiederum den Auftraggeber Hamburg Marketing, der dafür ja auch bezahlt hat, erfreut hat.

- Metropole am Wasser. Der Hafen, die Landungsbrücken und die Speicherstadt sind bei Privatleuten "Gegebenheiten mit der höchsten Treiberwirkung".

- Einkaufs-Metropole. Sie steht in der Zielgruppe der befragten Touristen sogar an erster Stelle, geschätzt wird der gelungene Mix aus "Einkaufspassagen, vielen Fachgeschäften und Läden für ganz unterschiedliche Geldbeutel".

- Hamburgische Volksfeste. Die Zustimmungswerte sind im Vergleich zu anderen Bausteinen "relativ schwächer".

- Hochwertige kulturelle Darbietungen. Damit punktet Hamburg vor allem bei Bewohnern der Metropolregion, wobei die Musicals in allen Teilgruppen "höchste Bedeutung" haben.

- Lebenswerte Metropole. Geringe Bebauungsdichte, kaum Hochhäuser, viele Parks, gute Luft und ein schönes Umland schätzen die Privatpersonen am meisten. Und auch bei den Unternehmen sind diese "weichen Faktoren sogar der wichtigste Erfolgsbaustein", so Brandmeyer. Bei Firmen aus Übersee ist die HafenCity bereits jetzt "als Treiber an erster Stelle".

- Wachstum und Umwelt. Hamburg wird im Bereich von Ökologie und Klimaschutz eine "Vorreiterrolle" zugeordnet. Auch Unternehmen schätzen Hamburg als Standort, der besonderen Wert auf Nachhaltigkeit legt. Bei Unternehmen aus Übersee ist dieses sogar der Erfolgsbaustein mit der "höchsten Treiberwirkung".

- Pulsierende Szenen. Als besonders attraktiv neben Bars, Kneipen und Klubs werden die junge Musikszene, Musikklubs und Pop-Konzerte wahrgenommen.

- Internationale Handelsmetropole. Dieser Baustein hat etwas an Bedeutung verloren, wohl eine Folge der weltweiten Handelskrise. Erfreulich: Die Wahrnehmung Hamburgs als die Drehscheibe für den Handel mit China ist "signifikant gestiegen". Und ungeachtet der aktuellen Negativentwicklung wird der Hafen als dynamisch wachsend wahrgenommen - und das sogar noch stärker als 2004.

Eine weitere Erkenntnis gewannen die Hamburg-Analytiker hinsichtlich der Bedeutung des Sports. "Als Sportstadt wird Hamburg im In- und Ausland nicht wahrgenommen", sagte Heinrich Lieser, der Vorsitzende der HMG-Geschäftsführung. Dazu bräuchte es wohl Olympische Spiele, bei anderen sportlichen Großveranstaltungen müsse man sich dagegen fragen, ob das Verhältnis von Nutzen und eingesetztem Kapital stimme.

HMG-Geschäftsführer Thorsten Kausch kündigte an, die Strategie fortzusetzen, nämlich die Stärken der Stadt weiter auszubauen. "Hamburg wird sein Engagement in Projekten wie IBA oder Green Capital in Zukunft intensivieren." Die Ergebnisse würden helfen, Zielgruppen differenziert anzusprechen.

Im Metropolranking bei Privatpersonen hat Hamburg seinen Vorsprung gegenüber Mitbewerbern wie Barcelona, Mailand, Kopenhagen und Wien ausgebaut. Im Ranking der Unternehmen ist Hamburg von den fünf europäischen Metropolen jetzt ebenfalls die Nummer eins. Entscheidend war hier die bessere Bewertung der internationalen Firmen, bei der die Stadt im Vergleich zum Jahr 2004 um 0,3 Punkte zulegte und sich vor Barcelona, Wien, Mailand und Kopenhagen setzen konnte. "Hamburg ist die erste deutsche Metropole, die eine Markenstrategie entwickelt hat", sagte Heinrich Lieser. "Hamburg hat sich als Marke bewährt."