Sie organisieren seit 30 Jahren den traditionellen Laternenumzug mit Feuerwerk, kochen für Gemeindefeste und dekorieren zu Feiertagen die St.-Lukas-Kirche. Kein Wunder, dass Inge und Wolfgang Tietgen (beide 74) als die “Seelen vom Erdkampsweg“ bezeichnet werden.

Der Straße ist das Paar schon lange verbunden: Inge Tietgen, seitdem sie in Haus Nummer 49 geboren wurde; ihr Mann - ein gebürtiger Barmbeker - seit er seine Inge vor 50 Jahren heiratete. Bezogen haben die beiden damals die Wohnung in Haus Nummer 70, in der sie noch heute wohnen und in der ihre drei Kinder aufgewachsen sind. "Wie ihre Mutter sind auch unsere erstgeborenen Zwillinge am Erdkampsweg zur Welt gekommen", sagt Wolfgang Tietgen, "in der Klinik, die damals noch neben der Lukaskirche stand."

Jahrzehntelang haben die Tietgens in ihrem Laden, Wölfis Wurzelshop, der ein paar Häuser weiter unten am Erdkampsweg lag, Obst und Gemüse verkauft. In den ersten Jahren - als viele Menschen Konserven bevorzugten - gaben sie sogar Kochkurse an einer Familienbildungsstätte - um zu zeigen, wie man frische Möhren oder Kartoffeln zubereitet.Kennengelernt haben sich Inge und Wolfgang Tietgen als Jugendliche beim Volkstanz. Noch heute teilen sie ihre Vorliebe fürs Traditionelle: An den Wänden ihrer Wohnung hängen Stiche und Bilder alter Hamburger Häuser und Schiffe; die Tietgens sammeln Bücher über ihre Heimatstadt und fahren gerne nach Helgoland und Neuwerk. Der Wandel des Erdkampswegs in den vergangenen 20 Jahren missfällt ihnen: "Weil viele alte Häuser abgerissen wurden, hat die Straße viel von ihrem Flair verloren."