Man muss nicht so tun, als hätte es Hamburger Klüngel nie gegeben. Schon immer haben sich manche Geschäftspartner - auch in ehrwürdig-kaufmännischen Kreisen - besser verstanden als andere, auch wenn sie sich vielleicht persönlich unsympathisch waren.

Wo Geld ist, ist Korruption. Vetternwirtschaft kommt in den besten Familien vor. Und in der Krise, das legen die jüngsten Hamburger Zahlen nahe, wird ungenierter bestochen als je zuvor. Die Zahl aufgedeckter Korruptionstaten in Hamburg steigt. Zu glauben, das liege allein am Fleiß der Ermittler, ist naiv. Und es ist auch nicht immer nackte Gier, die Bestecher und Bestechliche antreibt. Nicht selten ist, so absurd es klingen mag, die Angst, Job und Einkommen zu verlieren, Triebfeder krimineller oder zumindest halblegaler Machenschaften. Für Angestellte, die ihrem Chef gefallen und den Arbeitsplatz sichern wollen, ist der Anreiz ebenso groß wie für die Chefs selbst. Wenn sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort einen Joker ziehen, senken sie ihr Risiko, im Wettlauf um die dicken Töpfe abgehängt zu werden. In Krisenzeiten beschleunigt sich diese Tendenz. Auch, weil unternehmerischer Weitblick oft hektischer Betriebsamkeit weicht. Und weil es mit dem Business ist wie mit einem Motor: Wenn's stottert, muss geschmiert werden.

Was aber noch größere Sorgen macht: Die steigende Zahl von Großverfahren, die Existenz ganzer Netze aus Korruption, Gier und Risikobereitschaft. Business-Zirkel, die ohne das unselige Geben und Nehmen zusammenbrechen würden wie ein Kartenhaus, weil jeder jeden in der Hand hat. Korruption wird es immer geben. Das ist leider wahr. Umso wichtiger ist es, Korruption immer anzuzeigen und zu bekämpfen, wo es geht.