Ist die HSH Nordbank auf dem Weg der Besserung? Gibt es Hoffnung, dass Hamburg und Schleswig-Holstein die 13 Milliarden Euro, mit denen sie ihre Landesbank stützen, wiedersehen? Oder steht das Schlimmste noch bevor?

Nach der Vorlage der Halbjahreszahlen gingen die Bewertungen weit auseinander.

"Die Neuausrichtung der HSH Nordbank hat Tritt gefasst", meinte Daniel Stricker, Sprecher der Finanzbehörde. Auch CDU-Finanzexperte Rüdiger Kruse freute sich, "dass die Zahlen besser sind als der Plan. Die Sanierung zeigt Wirkung." Sie brauche aber noch viel Zeit.

Deutlich kritischer interpretiert die Opposition die Zahlen. "Der Fehlbetrag von 559 Millionen Euro zeigt, wie kritisch die Lage der HSH weiterhin ist", sagt SPD-Finanzexperte Peter Tschentscher. "Die Bank ist noch lange nicht über den Berg." Joachim Bischoff (Linkspartei) ärgerte sich über die positive Darstellung: "Schlechte Nachrichten als Erfolgsmeldungen verkaufen zu wollen ist keine vertrauensbildende Maßnahme. Ob die Neuausrichtung greift, wird sich erst zum Jahresende beurteilen lassen." Der Kieler FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki bezeichnete die Führung der Bank gar als "Komplettversager". Und Monika Heinold (Grüne) sagte, nun zeige sich, wie teuer die Bank ihr "Kasinospiel" bezahlen müsse.

Die nüchternen Fakten: Per 30. Juni stand ein Fehlbetrag von 559 Millionen Euro zu Buche (Vorjahr: plus 137 Millionen). Darin enthalten sind bereits 100 Millionen Euro als Gebühr für die Zehn-Milliarden-Garantie der Länder. Der Zinsüberschuss stieg von 819 auf 900 Millionen, der Provisionsüberschuss von 100 auf 106 Millionen Euro. Dem stand allerdings eine auf 1,2 Milliarden Euro nahezu verzehnfachte Risikovorsorge gegenüber. Grund: Der Bankensektor wird nach HSH-Einschätzung "noch weit in das Jahr 2010 hinein durch problematische Wertpapiere und erhöhte Ausfälle bei Krediten belastet".

Auffällig ist das extrem gute Handelsergebnis, das mit 516 Millionen Euro fast fünfmal höher liegt als das beste in der Geschichte der 2003 gegründeten Bank. Damals fusionierten die Landesbanken aus Hamburg und Kiel. Die HSH begründete diesen Gewinn mit der "spürbaren Beruhigung" der Finanzmärkte, in deren Folge eigene Vermögensanlagen und Verbindlichkeiten deutlich positiver bewertet wurden.

"Natürlich ist es positiv, wenn die HSH in diesem Jahr bisher weniger Verlust macht als anteilig im Vorjahr, als es über alle zwölf Monate 2,8 Milliarden Euro waren", sagte Karl-Werner Hansmann, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Hamburg, dem Abendblatt. "Aber die Bank hat noch immer toxische Papiere von fast 20 Milliarden Euro im Bestand", so Hansmann. "Da haben wir noch längst nicht alle Risiken gesehen." Kritisch setzt sich der Experte auch mit den Erträgen auseinander: "Die deutliche Steigerung des Zinsüberschusses ist nicht die Leistung des Vorstands. Man konnte sich zu extrem günstigen Konditionen Geld von der Europäischen Zentralbank leihen und hat es nicht an die Kunden weitergegeben, sondern zu höheren Zinsen angelegt."

Bemerkenswert sei das Eingeständnis der Bank, wonach das Neugeschäft in der dominierenden "Shipping"-Sparte "fast vollständig zum Erliegen" gekommen sei: "Der weltgrößte Schiffsfinanzierer finanziert gar nichts mehr." Als Alarmzeichen könnten die Wertberichtigungen von 309 Millionen Euro auf Schiffskredite gesehen werden, nachdem im Vorjahreszeitraum überhaupt keine Risikovorsorge getroffen werden musste: "Da steht ihnen jetzt die Angst im Gesicht."