Wo lässt es sich in der Stadt aushalten bei 34 Grad im Schatten? Ein Besuch in Kirche, Kino und Kunst-Forum.

Hamburg. Die Stadt hat Fieber. Gefühlte 40 Grad. Die Temperatur ist definitiv erhöht. Bei gemessenen 34 Grad. Der Asphalt glüht, und bei manchem auch die Haut. Auf dem Gänsemarkt sehen zwei junge Männer rot. Diagnose: Sonnenbrand. Therapie: das Weite suchen. Besser noch: das Kühle in der Stadt auf dem zehnten Längen- und 53. Breitengrad.

Hauptkirche St. Petri: 21 Grad.

Ruhe. Von Hitze und Hektik keine Spur. Franz-Josef Ortner (60), Rechtsanwalt, möchte einen kühlen Kopf bewahren. Übrigens auch im Winter. "In der Mittagspause komme ich oft hierher", sagt er. Um die Stille zu spüren. Im Shop - ein paar Meter weiter und fünf Grad wärmer - fragt die freundliche Dame ein Touristenpaar: "Wollen Sie auf den Turm?" Die dem Ort angemessene Antwort: "Um Gottes willen. Wir gehen hoch, wenn die Temperaturen wieder runtergehen." Vielleicht also morgen, bei etwa 21 Grad im Schatten.

Bucerius-Kunst-Forum: 22 Grad.

Durchatmen. Abtauchen. Nicht ins Meer, aber noch bis zum 30. August in die Bilderwelt von Edward Hopper. Das machen zum Beispiel Mareile Geesmann (17) und ihre Klassenkameradinnen aus dem Kunst-Leistungskursus. Ihre Sommerkleider sind so bunt wie die Gemälde. Aus Hannover sind die Schülerinnen angereist. Im ICE, einem rollenden Eisschrank auf Schienen. "Im Abteil war es angenehm kühl", sagt Mareile. Eine Verspätung wäre ganz ausnahmsweise mal willkommen gewesen ...

Hanse-Viertel, Schlemmer-Markt Struve: 22 Grad. Vor der Kühltheke: gefühlte 10 Grad.

Cool bleiben. Zwischen Milch und Magerquark kein Problem. Richtig kämpfen müssen die Kühlanlagen an solchen Hundstagen, sagt der Marktleiter. Denderah Rickmers (20) und Christoph Puschmann (22), Schifffahrtstudenten, greifen in die Kühltruhe, holen sich die essbare Mittagspause. Für ein Picknick im Schatten? "Schön wär's", sagen sie. "Wir müssen zurück in die Uni." Hitzefrei gibt es da nicht.

Streit's-Kino: etwa 20 Grad.

Über den Jungfernstieg schleichen Einheimische und Besucher mit südländisch verlangsamten Schritten. Die Luft steht - und deshalb setzen sich manche ins Kino. Schattensucher, die für zwei Stunden die Sonnenbrille abnehmen. Sie warten darauf, dass der Film anfängt und die Hitze aufhört. "Wir werben sogar damit, dass es bei uns im Saal so schön klimatisiert ist", sagt Gary Rohweder vom Streit's. Stimmt. Heiß ist hier nur Brad Pitt. Auf der Leinwand.

Hamburger Rathaus: 23 Grad.

Nicht kühl. Nur kühler als draußen. "Nirgendwo war es heute erträglicher", sagen Anna Weißhaar (25) aus Karlsruhe und Agnes Meyer (25) aus Tübingen. Die Studentinnen haben Hamburg erkundet - zu Fuß. Jetzt gönnen sie sich eine Pause auf einer Holzbank im Rathaus. "Sehen wollten wir das auf jeden Fall", sagen sie. Jetzt eben auch von innen.

Eisdiele L'Italiana, Europa-Passage: etwa 23 Grad. Auf der Zunge: eiskalt.

Zwei Kugeln Vanille, eine Kugel Schokolade, zwei Kugeln Erdbeere im Becher, eine Kugel Zitrone in der Waffel ...und dann muss die junge Frau auf ihre Liste schauen: "Ja, ich habe einen Einkaufszettel dabei", sagt sie. Eine Büro-Bestellung. "Keine Ausnahme", sagt Juniorchef Julian Stramaglia (18). 500 Kugeln Eis hätten er und seine vier Kollegen allein binnen der letzten Stunde verkauft. Ach, der Sommer soll nie zu Ende gehen ...

Tut er auch noch nicht. Aber er macht ein bisschen weniger heiß weiter. 24 Grad am Sonntag, 26 Grad am Montag. Wer schon jetzt darüber schwitzt, der muss in die Alpha Noble Ice Bar (Neumühlen): minus fünf Grad. Immer.