Bootsverleiher, Eisdielen und Beach-Clubs sind die großen Gewinner. Nur für die Freibäder kommen die hohen Temperaturen zu spät. Sie hatten in dieser Saison 40 Prozent weniger Besucher als 2008.

Der Sommer kommt heute noch einmal so richtig in Wallung: Der bislang heißeste Tag in diesem Jahr bringt Hamburg bis zu 34 Grad, und für die kommende Nacht sagen Experten auch noch eine sogenannte Tropennacht voraus.

"Die tiefsten Werte werden bei 20 Grad erwartet. Sinkt die Temperatur nicht unter diesen Wert, sprechen wir von einer Tropennacht", erklärt Frank Böttcher vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation in Hamburg. Tropennächte seien in der Hansestadt sehr selten: "Seit 1950 wurden nur elf so warme Nächte in Hamburg beobachtet, davon allein fünf im Sommer 1994", so Böttcher.

Die große Hitze belastet den menschlichen Körper stark. Wenn es draußen wärmer ist als drinnen, sollte man die Fenster gar nicht erst öffnen. Und wer nicht muss, sollte die heiße Mittagszeit lieber nicht im Freien verbringen. Zwei Liter trinken pro Tag ist außerdem ein Muss - am besten ist es, außerdem viel Obst und Gemüse zu essen, weil der Körper dabei zusätzliche Flüssigkeit aufnimmt.

Auch in den kommenden zwei Wochen werden die Tagestemperaturen nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes kaum unter 20 Grad fallen. Die Gewinner und Verlierer der Saison stehen aber schon jetzt fest:

Freibäder

Die Freibäder in der Hansestadt sind die großen Verlierer dieses Sommers. Nach Angaben von Kirsten Morisse, Sprecherin der Bäderland Hamburg GmbH, hatten die fünf reinen Freibäder bislang 40 Prozent weniger Besucher als vor einem Jahr. "Wenn es regnet, kommt keiner, wir brauchen durchgängig heiße Tage", sagt Morisse. An den Eintrittspreisen könne der Besucherrückgang nicht liegen, sagt sie. "Die Tageskarte für einen Erwachsenen kostet 2,70 Euro, eine Kinderkarte 1,40 Euro, zusammen zahlen sie sogar nur 3,70 Euro." Die Kombibäder (Hallen- und Freibad) hätten weniger Probleme, insgesamt sei das Jahr aber kein sehr gutes: "Im Frühling war es zu warm für die Sauna, aber zu kalt für das Freibad", so die Bäderland-Sprecherin. Sie hofft nun auf den restlichen August: "Vielleicht wird es ja noch einmal voll." Ende des Monats werden die Freibäder schließen, bei sehr warmer Witterung werden lediglich zwei Bäder weiter geöffnet bleiben.

Für den Freizeitforscher Ulrich Reinhard von der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen ist der Besucherrückgang der Freibäder in der Hansestadt nicht erklärbar: "Ich bin überrascht, weil das im bundesdeutschen Vergleich völlig untypisch ist." Klassische Freibäder seien vor allem für Jugendliche sehr attraktiv. Auch die norddeutschen Freizeitparks hätten sehr viele Besucher. "Die Leute verreisen etwas weniger, aber einen Tagesaufflug mit der Familie gönnen sie sich."

Bootsverleih Die Liebe der Hamburger zum Wasser ist ungebrochen: "Der Trend zum Bootfahren zeichnet sich schon seit einigen Jahren ab", sagt Birgit Wüstenberg, die mit ihrem Mann einen Bootsverleih am Alsterkanal betreibt. Boote würden immer öfter von Familien für Tagesausflüge genutzt werden. Mittlerweile gibt es mehr als 25 Stellen, an denen man sich für eine oder mehrere Stunden ein Ruder-, Tret- oder Segelboot mieten kann. "Die Sommerferien sind die wichtigste Zeit für den Bootsverleih, weil dann Eltern und Kinder Zeit für einen ausgiebigen Bootsausflug haben", bestätigt der Bootsverleiher Wolfgang Töns. Und Bodo Windeknecht von Bodo's Bootssteg: "Neben den Sommerferien zählen natürlich noch die Wochenenden in der Bilanz der Bootsverleiher, und die waren wechselhaft." Trotzdem war es eine gute Saison: "Der April war ja schon ein sehr schöner Monat, und daher lief das Geschäft früh an", erklärt Hubertus Sämann vom Bootsverleih Bobby Reich. Solange das Wetter gut bleibt, können die Hamburger weiter Boote mieten - die Verleiher schließen erst Anfang Oktober.

Eisdielen

Auf eines verzichten die Hamburger auch in diesem Sommer nicht: ein erfrischendes Eis bei hohen Temperaturen. Agnes De Lucca (25) von L' Italiana Gelateria in der Europa-Passage sagt: "Wir sind mit dem Eiskonsum der Hamburger sehr zufrieden." Zu den meist verkauften Eissorten gehören auch dieses Jahr wieder Klassiker wie Vanille, Schokolade und Stracciatella. Und nicht nur in der Innenstadt läuft das Geschäft mit Speiseeis gut. Hilmar Jaedicke betreibt in Othmarschen eine Bio-Eisdiele. Auch hierher strömten die Kunden, obwohl der Preis wie in vielen anderen Eisdielen erhöht wurde.

Beach-Clubs

Die Beach-Clubs an der Elbe sind nach wie vor Anziehungspunkte für viele. "Wir können uns nicht beschweren", sagt der Hamburg-del-mar-Geschäftsführer Harry Woltmann. Ihm käme es so vor, als seien die Besucher noch "ausgabefreudiger in der Krise". Wer in Gesellschaft einen Abend genießen wolle, spare hier nicht. Ähnliches stellt auch Jan-Philipp Höck vom Hamburg-City- Beach-Club fest. Der Durchschnittsumsatz sei gleich geblieben, nur bei Firmenbesuchen ein Rückgang zu spüren.

Grillen

Außer dem Stadtpark ist der Elbstrand in diesem Sommer der beliebteste Grillplatz. Der Elbstrand werde in den letzten Jahren immer mehr als Grill- und Partyzone wahrgenommen, sagt Karin Lengenfelder, Sprecherin der Hamburg Port Authority (HPA). Die HPA ist für die Reinigung des Strands verantwortlich, jährlich werden dort 300 Tonnen Müll aller Art gesammelt. Den Großteil des Mülls verursachen die Griller und Picknicker, sodass der Strand in der Sommersaison mitunter in einer Woche fünfmal gereinigt werden muss. "Nach einem sonnigen Wochenende bleiben 20 Tonnen Müll und 30 bis 40 Grills zurück - und das sind keine Einweggrills!", sagt Lengenfelder.

Stadtpark-Bühne

Der Konzertsommer ist noch nicht vorbei, trotzdem kann Karen Gerlach, Sprecherin der Karsten-Jahnke-Konzertdirektion, die Veranstaltungen auf der Freilichtbühne im Stadtpark schon als Erfolg verbuchen. Bis Mitte September werden dort 32 Konzerte mit 120 000 Besuchern über die Bühne gegangen sein. So traten zum Beispiel Santana, James Taylor und James Morrison dort auf. "Sogar das Hamburger Wetter hat einigermaßen mitgespielt - wenn es mal Regen gab, war er meist pünktlich zum Konzertbeginn überstanden", sagt Gerlach.

Als Nächstes kommt am Sonntag Amy Macdonald - voraussichtlich bei angenehmen 23 Grad im Schatten.