Haus hat angeblich einen Wert von mehr als 500 000 Euro! Renate und Rudolf Trapp wollen den Gewinner ihrer Immobilie per Wissenstest ermitteln.

Hamburg. Der Ansturm auf die Internetseite begann schon am frühen Morgen. Der Abendblatt-Bericht über die höchst außergewöhnliche Idee des Lokstedter Ehepaares Renate und Rudolf Trapp schlägt hohe Wellen. Sie wollen ihr Haus verspielen. Gewinnbringend. Um ihr Eigenheim an der Julius-Vosseler-Straße in Lokstedt loszuwerden, hat das Rentner-Ehepaar Trapp ein Ratespiel organisiert. Wer 25 Euro aufbringt und einer speziellen Internetseite unter Zeitdruck 25 Fragen richtig beantwortet, kann in einer öffentlich ausgespielten Finalrunde das frei stehende Einfamilienhaus, dessen Wert die Trapps mit 525 000 Euro beziffern, gewinnen.

Wie ein Quizmaster sieht der 69-jährige Rudolf Trapp, der mehr als 30 Jahre bei Lufthansa Technik gearbeitet hat, nicht gerade aus. Dennoch macht er jetzt auf Günther Jauch. Wegen der Wirtschaftskrise natürlich. "Eine Immobilie lässt sich doch derzeit nur noch verkaufen, wenn man im Preis runtergeht", sagt der pensionierte Maschinenbauer. Dreieinhalb Jahre lang haben die Trapps versucht, ihr selbst entworfenes und 1986 erbautes Haus (Grundstück: 658 Quadratmeter, Wohnfläche: 172 Quadratmeter) zu verkaufen. Zuletzt für 245 000 Euro. Sie haben Makler beauftragt und 260 Interessenten durch die sechs Zimmer geschleust. Ohne Erfolg. Dann hörten die Trapps Ende vergangenen Jahres von einer erfolgreichen Hausverlosung in Österreich. Von Traude Daniel, die für einen Stückpreis von 99 Euro Lose verkauft und den neuen Besitzer ihres Schlösschens am Wörthersee einfach aus der Trommel gezogen hatte. Ein Haus, ein Gewinner und zwei Sieger. "Wir dachten uns", sagt die ehemalige Sekretärin Renate Trapp (63), "was die können, können wir auch."

Nur dürfen tut man es in Deutschland nicht. Stichwort: verbotenes Glücksspiel. Liegt das Monopol für Glücksspiel nach deutschem Recht doch allein beim Staat. Die Trapps ließen sich juristisch beraten und kamen auf die Idee, ein reines Quizspiel zu erstellen. "Dabei entscheidet eben nicht das Glück, sondern allein das Wissen", sagt Renate Trapp. 985 Fragen für ihre Haus-Version von "Wer wird Millionär?" haben die Trapps bei der Stuttgarter "Quiz-Fabrik" erworben.

Einerseits hänge sie an dem großen Garten und dem Haus, in dem ihre drei Kinder aufgewachsen seien, sagt die Rentnerin. Andererseits könnten ihr Mann und sie, beide gesundheitlich angeschlagen, es nicht mehr ausreichend pflegen. Außerdem sei das Eigenheim ein Hindernis für den Neuanfang: "Wir möchten nämlich nächstes Jahr nach Mexiko auswandern", verkünden die Trapps und deuten auf ein Spanisch-Wörterbuch. Weil also gewissermaßen alles herausmuss, lobt Ehepaar Trapp bei seinem Ratespiel auch gleich zehn Preise aus. So darf sich der Zweitplatzierte über das azurblaue Mitsubishi-Colt-Coupé-Cabrio (Erstzulassung: Juli 2007) der Familie freuen. Auch ein Fernseher und ein Notebook sind zu gewinnen. Allein 15 000 Euro hat es die Rentner bisher gekostet, das Quiz zu organisieren. Doch werden sich für das Spiel, das von Anfang September bis Ende Dezember unter notarieller Aufsicht laufen soll, auch genügend Ratefüchse finden? "Das hoffen wir doch", sagen die Trapps. Eine Obergrenze jedenfalls haben sie schon festgesetzt: höchstens 33 333 Spieler dürfen mitmachen. Einen Haken gebe es bei der Aktion nicht: "Der Gewinner kann mit dem Haus selbstverständlich machen, was er will. Verkaufen, verschenken oder eben selbst bewohnen."

Verbraucherschützer haben gegen das "Große Haus-Quiz" bisher nichts einzuwenden. "Man könnte natürlich argumentieren, das Glücksspielrecht werde geschickt umgangen. Aber sofern ein Notar den Ablauf prüft, dürfte das völlig rechtens sein", sagt Günter Hörmann, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Hamburg. Jeder Mitspieler müsse selbst entscheiden, ob er die Teilnahmegebühr von 25 Euro investieren wolle. "Da muss man die eigene Allgemeinbildung einschätzen. Wissen, was man weiß."

Die Trapps drücken den Mitspielern die Daumen, sagen sie. Und sich selbst. Damit sie loskönnen, aus Lokstedt nach Mexiko.