Er darf keinen Fehler machen. Niemals. Seit 23 Jahren entschärft Hermann Borelli Bomben.

So wie gestern im Hamburger Hafen, als der Sprengmeister des Kampfmittelräumdienstes einen Brummer aus dem Zweiten Weltkrieg zerlegt hat. Dabei wurde der gesamte Schiffsverkehr auf der Elbe für rund zwei Stunden eingestellt.

Mögen andere Menschen ihn für einen Helden oder einen Lebensmüden halten - für den 54-jährigen Norderstedter ist das Bomben-Entschärfen ein Handwerk. Man dürfe sich das nicht so vorstellen wie im Film - schnipp, schnapp, blaues oder rotes Kabel durchschneiden, fertig. Er fühle sich wie ein Uhrmacher, sagt er. Einer, der analysiert und hochpräzise arbeiten muss, weil jeder Fehler tödlich wäre. Und deshalb ist er wachsam, aber nie ängstlich. Auch seine Frau Margret, mit der er zwei Kinder hat und seit 31 Jahren verheiratet ist, musste lernen, keine Angst zu haben. Er hat sich angewöhnt, nach jedem Einsatz anzurufen. "Alles in Ordnung, Schatz." Nur ein Satz. Zur Beruhigung. "Nach so vielen Jahren glücklicher Ehe muss man nicht viele Worte verlieren."

Manchmal muss er sich selbst entschärfen. Runterkommen. Relaxen. Das geht am besten beim Schwimmen, sagt er. Gestern ist er zügig nach Hause gefahren. In der Abendsonne trank er ein Weizenbier.