In einem kostenlosen Kursus setzen die insgesamt 40 Mädchen und Jungen im Alter zwischen acht und zwölf Jahren erstmals die Segel.

Hamburg. Die kleinen Kapitäne möchten am liebsten sofort aufs Wasser. Vielleicht sogar hinein, ein bisschen kentern üben in der Elbe. Doch vorher ist die "Trockenübung" dran: ein Theoriekurus als Superquiz für Segler. "Verklicker" steht auf der blauen Karte, die Luise Lenffer (11) aus Nienstedten gezogen hat. Bloß was soll das sein? Und wo genau an der Optimisten-Jolle soll sie das Ding finden? Kenneth Bachorz (10) liefert den geflüsterten Spick-Tipp: "Der verklickert dir, woher der Wind kommt." Luise nickt, schnell heftet sie die Karte an das rote Fähnchen auf dem Mast. Die Schnupper-Skipper Luise und Kenneth sind nur zwei von insgesamt knapp 40 ElbeKids, die noch bis morgen bei der gleichnamigen dreitägigen Aktion mitmachen. In einem kostenlosen Kursus, den die Hanseboot gemeinsam mit dem Abendblatt und dem Mühlenberger Segel-Club (MSC) veranstaltet, setzen Mädchen und Jungen im Alter zwischen acht und zwölf Jahren erstmals Segel. "Mit dem Projekt möchten wir jene Kinder für den Segelsport begeistern, die nicht ohnehin durch ihre Familie Zugang zum Segeln haben", sagt Hanseboot-Projektleiter Martin Muth. In den vergangenen sieben Jahren seien die Kinder, die jeweils bei der Aktion an Bord waren, auf der Alster oder auf einem Wasserbecken in der Messehalle geschippert. In diesem Jahr spüren die Schüler erstmals den Wind der Elbe um die Nasen. Noch bis morgen Mittag wird geübt, dann steht als Höhepunkt zum Abschluss ein Ausflug zur Insel Schweinesand auf dem Programm. "Darauf freue ich mich, weil ich da noch nie war", sagt der zehnjährige Friedrich Schaper, der aus Maschen kommt.

Doch erst einmal muss eine weitere spielerische Theorie-Übung bestanden werden: Am Elbstrand hat Annette Krüger (48), eine der zehn Lehrer und ehrenamtlichen Helfer des Mühlenberger Segel-Clubs, eine Decke ausgebreitet. Nur durch Tasten soll der Nachwuchs erraten, welche Gegenstände darunter versteckt sind. "Das hier ist sehr weich", sagt Kenneth. "Ein bisschen fühlt es sich wie eine Schwimmweste an, aber die Form ist anders." Das sei schon "heiß", sagt Annette Krüger. Er sei ganz nah dran an der richtigen Lösung. Kenneth überlegt und sagt: "Ich weiß, was es ist. Aber ich weiß nicht, wie es richtig heißt." Er lüftet die Decke und damit auch das Geheimnis. "Es handelt sich um einen sogenannten Auftriebskörper", sagt Annette Krüger, "davon sollte man in der Regel drei an Bord haben."

Die leuchtenden Augen der Kinder, deren Begeisterung - das mache wiederum ihr großen Spaß, sagt Annette Krüger. "Am liebsten unterrichte ich die Anfänger, bei ihnen beobachtet man am schnellsten kleine Fortschritte." Eigentlich bildet sie den Nachwuchs im Mühlenberger Segel-Club (1000 Mitglieder) aus. In Hamburgs zweitgrößtem Club gibt es viele junge Segler: "Wir haben die zweitgrößte Jugendabteilung Deutschlands, 250 Jugendliche sind bei uns Mitglieder", sagt Annette Krüger. Und es werden stetig mehr. Vielleicht gehört Friedrich auch bald dazu - nächstes Jahr zieht er mit seiner Familie aus Maschen nach Nienstedten: "Dann kann ich ganz oft hier an der Elbe sein", sagt er. Gewissermaßen wäre er dann ein echtes ElbeKid. Für die Aktion seien Kinder aus ganz Hamburg zusammengekommen, sagt Manfred Brüchmann (59), der selbst seit 50 Jahren segelt und seit 14 Jahren im Vorstand des MSC aktiv ist: "Von Harburg bis Poppenbüttel ist alles vertreten."

Endlich geht es aufs Wasser. Nass- statt Trockenübung. "Wir wären fast abgesoffen", sagt Kenneth und lacht. Doch das sei alles nur ein Spiel gewesen. "Am besten hat mir gefallen, dass wir heute auch mit einem Motorboot mitfahren durften." Friedrich schüttelt den Kopf: "Ne", sagt er, "Segeln macht viel mehr Spaß."