Jedes Sommerloch braucht seinen Bruno. Auf den Problembären machte Edmund Stoiber Jagd. 2009 kämpft Hamburgs Politik mit Problemkind Bruno.

Hamburg. Wer ist dieser Junge? Er ist eine Nebenfigur in dem kostenlosen Kinderbuch "Politik und Demokratie", das die Bürgerschaft jüngst mit dem Carlsen Verlag ("Harry Potter") herausgebracht hat. Und er ist die Hauptfigur der sommerlichen "Pixi-Posse".

Zunächst aber Kapitel für Kapitel: Kaum waren binnen sieben Tagen die 6000 Exemplare der ersten Auflage vergriffen, bemerkten GAL-Politiker, dass das Büchlein politisch nicht korrekt sei. Oder warum muss das Mädchen auf Seite 5 ausgerechnet ein rosafarbenes T-Shirt tragen? Überhaupt müsse das Heftchen noch einmal ordentlich "durchgegendert" werden, so Vize-Bürgerschaftspräsidentin Nebahat Güclü (GAL). Was so viel bedeutet wie: Es kommen womöglich nicht genügend Frauen auf den 32 Seiten vor. Was wiederum bedeutet: Bruno müsste ein Mädchen sein und bestenfalls einen türkischen Namen tragen. Mehr Multikulti tue dem Buch nur gut, stimmte SPD-Fraktionschef Michael Neumann zu. Die SPD-Vereinigung Schwusos forderte: "Es müssten auch mal Peter und Paul als Eltern auftreten." Die Christdemokraten wollten ein Kind im Rollstuhl abbilden. "Es gibt andere Probleme in der Stadt", meint Wolfgang Joithe (Linke). Der Mann bewertet Petitessen wie das HSH-Nordbank-Debakel offenbar völlig über.

Jetzt steht fest: Mitte September erscheint die zweite Auflage des Pixi-Buchs - "mit ein paar beschlossenen Änderungen", so Marco Wiesner von der Bürgerschaftskanzlei. Der Stimmzettel auf dem Titelbild führe künftig zwei Kandidatinnen auf, das Klassenfoto zeige ein behindertes Kind und zwei Schüler mit Migrationshintergrund, das Mädchen von Seite 5 trägt nun Grün. Falls das politisch nicht falsch verstanden wird.

Am Familienmodell werde aber nicht gerüttelt, das Buch müsse, so Wiesner, für Grundschüler "lesbar" bleiben: "Wir können kaum erklären: Der Vater auf dem Foto ist zum dritten Mal verheiratet, der Sohn stammt aus zweiter Ehe, und die Tochter wurde adoptiert."

Beim Carlsen Verlag, der die Texte von der Bürgerschaftskanzlei bekommen hat, heißt es: "Bei uns hat sich kein junger Leser beschwert. 2000 Bücher sind schon wieder vorbestellt." Und trotzdem wird Bruno künftig Aydan heißen ...